Wie lassen wir sie rein? Das Kollektiv AKT und Hermann Czech müssen umplanen

Ulf Meyer
23. de febrer 2023
Ein Teil des österreichischen Pavillons soll zum angrenzenden Stadtteil geöffnet werden. Doch ein Durchbruch in der Grenzmauer der Giardini wurde vom Denkmalamt verboten. Die Lösung soll nun eine Brücke ohne Stützen sein. Die Genehmigung könnte im März erteilt werden. (Modellfoto: © Theresa Wey)
»Wir sehen das als Stresstest für die Institution Biennale.«

Kollektiv AKT gegenüber Die Presse

Zur 18. Architekturbiennale von Venedig soll Österreichs Pavillon in den Giardini zweigeteilt werden: Während ein Teil wie üblich über den Festivalbereich zugänglich sein wird, soll der andere über den Stadtteil Sant’Elena zu erreichen sein. Die Idee versteht sich als »Polemik« – denn das wohl wichtigste Architekturfestival der Welt wirke für Venedigs Bevölkerung verschlossen. Gemeinsam entworfen haben den heurigen Österreich-Beitrag das junge Kollektiv AKT, das aus 17 Personen besteht, und der renommierte Wiener Architekt Hermann Czech. Czech war schon an der Biennale des Jahres 1980 beteiligt.

Doch nun wurde der Entwurf abgelehnt. Denn die Architekten wollten die Mauer zwischen den Giardini und dem benachbarten Stadtteil durchbrechen. Das wurde – fast erwartungsgemäß – von der Biennale-Leitung und dem italienischen Denkmalamt untersagt. Eine Nutzung des schmalen Geländestreifens zwischen der Hofmauer des österreichischen Pavillons und der Grenzmauer der Giardini sei unmöglich. Dieser »Skandal« aber wirkt kalkuliert und darf wohl bereits als Teil des Österreich-Beitrags interpretiert werden: Die Architekten sprechen von einem Stresstest für die Institution Biennale. 

Der Vorschlag mit dem Titel »Partecipazione / Beteiligung« grenzt aber auch an sozialen Kitsch: Das Bild der »armen« Bewohner Venedigs, die von der »elitären« Schau immerzu ausgeschlossen sind und nur auf Österreichs Milde warten, um das Biennale-Gelände erobern zu dürfen, stimmt hinten und vorne nicht. 

Der symmetrische Pavillon wird zweigeteilt. Eine Hälfte soll zum angrenzenden Stadtteil geöffnet und für die Bevölkerung frei zugänglich werden. (Diagramm: © AKT & Hermann Czech)
Eine nachträglich verschlossene Öffnung in der Außenmauer des Giardini-Areals direkt hinter dem österreichischen Pavillon. An dieser Stelle war der temporäre Zugang von der Stadt her geplant. (Foto: © AKT & Hermann Czech)

Das Kuratorenteam selbst erläutert seine Idee so: »Eine Wand teilt den Pavillon im Eingang zwischen den Haupträumen. Der östliche Teil samt Hof wird von Sant’Elena aus erschlossen und den Bewohner und lokalen Initiativen zur Verfügung gestellt. Der westliche Teil bleibt von der Biennale aus zugänglich. Dort werden die Probleme dieses Stadtteils erläutert.« Konzeptionell wirkt das, wie gesagt, bemüht, zumal man zwischen den beiden Bereichen nicht wechseln kann. Die Besucher sollen einander lediglich sehen und hören.

Foto: © AKT & Hermann Czech

Nun wird nach einer Alternative gesucht. Angedacht ist neu eine stützenlose Brücke als Verbindung zur Stadt. Sie würde den Grund zwischen dem Hof des Pavillons und der Grenzmauer des Areals überspannen und das Giardini-Ensemble unangetastet lassen. Dieser Plan B wurde nun zur Genehmigung eingereicht und soll vom zuständigen Denkmalamt Mitte März behandelt werden. Die Biennale beginnt schon am 20. Mai. Bei einer erneuten Ablehnung würde die Zeit also allmählich ziemlich knapp.

Der elegante Österreich-Pavillon wurde von Josef Hoffmann vor 110 Jahren entworfen, aber erst 1934 fertiggestellt. 1984 renovierte Hans Hollein den historischen Bau. Er gilt vielen als einer der ansprechendsten in den Gärten der Lagunenstadt. 

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