Das Potenzial des Ortes genutzt

Atelier Rainer + Amann
18. März 2022
Foto: Angela Lamprecht
Herr Amann, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Grundsätzlich ist es immer etwas Besonderes, Wohnraum für Menschen zu entwerfen, deren Wünsche und Vorstellungen von »Wohnen« anzunehmen, darüber gemeinsam zu reflektieren und in weiterer Folge daraus architektonische Ideen zu entwickeln. Die Idee dieses Projektes war es, ein klar strukturiertes und unaufgeregtes Wohnhaus zu schaffen, welches trotz der beengten Rahmenbedingungen, die das Grundstück mit sich brachte, eine gewisse Offenheit besitzt und auch einen steten Dialog zwischen Innen- und Außenraum zulässt. 

 

Foto: Angela Lamprecht
Foto: Angela Lamprecht
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Zwei Bilder haben uns im Entwurfsprozess stets begleitet. Zum einen war dies das Bild des Satteldaches. Das Satteldach lässt nicht nur Assoziationen zum klassischen, einfachen Wohnhaus zu, sondern bringt im Inneren auch eine besondere räumliche Qualität mit sich. Unter dem hölzernen Satteldach kommt die Familie zusammen, es wird gekocht, musiziert, gegessen, geredet und gespielt. Zum anderen war auch das Bild der Veranda beim Entwurf des Projektes sehr präsent. Sie bildet eine zweite Schicht, den Übergang vom klar definierten Innenraum hin zum freien Außenraum. Sie lädt zum geschützten Verweilen im Freien ein und spendet in den Sommermonaten bei hohem Sonnenstand genügend Schatten für die dahinterliegenden Fensterflächen. In diesem Sinne wurde dem im Obergeschoss liegenden Wohnbereich auch ein großzügiger, geschützter Außenbereich vorgelagert. 

 

Foto: Angela Lamprecht
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Grundstück liegt an einem Richtung Südosten hin orientierten Hang direkt an der Bebauungsgrenze des Siedlungsgebietes. Dies brachte zum einen mit sich, dass das untere, im Hang liegende Geschoss in Massivbauweise ausgeführt wurde, und zum anderen, dass der umliegenden Landschaft eine wesentliche Beachtung geschenkt werden sollte. Es war uns daher wichtig, das Gebäude subtil in die Landschaft zu integrieren und vielmehr diese in Szene zu setzen als das gebaute Objekt an sich. Wichtig hierfür war auch der Umgang mit den Fassadenmaterialien und deren Farbgebung. Um die einzelnen flächigen Elemente der Fassade in eine in sich schlüssige und ruhig wirkende Einheit zu bringen, diente die fünf Zentimeter breite Latte als Grundmodul. Einmal als simple, ohne Nut und Feder aneinander verschraubten Fassadenlatte, dann als präzise positionierte Lamelle für die Schiebeelemente der Veranda und schließlich als Bretterschalung für die sichtbaren Betonoberflächen. Im Äußeren durch die verwendeten Materialien und deren Oberflächen zusammengefasst, stehen die beiden Geschosse im Inneren kontrastierend zueinander. Im Gegensatz zu den aus Beton errichteten und im Inneren mit Kalk verputzten Schlaf- und Rückzugsräumen im Untergeschoss ist der darüberliegende, in Holzständerbauweise ausgeführte Wohnraum geprägt von Holzoberflächen in Kombination mit zarten Stahlbauelementen. Er steht ganz im Zeichen des geselligen Beisammenseins. Mit den südseitigen Langfenstern soll auch ein großzügiger Panoramablick auf die umliegende Landschaft geboten werden.

 

Foto: Angela Lamprecht
Foto: Angela Lamprecht
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


In unserem Büro sind wir der Meinung, dass architektonische Qualität vor allem durch ein geordnetes Miteinander entsteht, das dem kreativen Prozess Raum gibt. Denn so ist es möglich, für spezifische Probleme und Anforderungen qualitativ hochwertige Lösungen zu finden, vor allem aber auch die Potenziale von vorgefundenen Strukturen – wie die des Ortes, der Topografie oder die gegebenen Wohnvorstellungen der zukünftigen Nutzer*innen – zu entdecken, weiterzudenken und daraus dann eben architektonische Ideen zu entwickeln und diese zu verwirklichen. Nach diesem Leitbild versuchten wir auch dieses Projekt zu entwickeln und umzusetzen. Wir sind der Meinung, dass auch hier wieder ein sehr spezifisches Bauwerk entstanden ist, das den vorgefundenen Potenzialen und Problemstellungen gerecht wird.  

 

Foto: Angela Lamprecht
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Die für das Heizen und Kühlen des Hauses benötigte Energie wird durch eine Erdsonden-Wärmepupe und über eine PV-Anlage gewonnen. Weiters wurde auch darauf geachtet, das vorhandene Regenwasser speichern, filtern und für Anwendungen im Außenbereich wiederverwenden zu können. 

 

Foto: Angela Lamprecht
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt
Bauwerk
Einfamilienhaus Göfis
 
Standort
6811 Göfis
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Atelier Rainer + Amann ZT GmbH, Feldkirch
Mitarbeiter: Michael Amann
 
Fachplaner
Statik: Frick&Schöch ZT GmbH
Elektroplanung: Ingenieurbüro Brugger GmbH
HLS: Koller&Partner GesmbH
Bauphysik: BDT | IB Bauphysik
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer 
Zimmerer: Martin Holzbau GmbH & CO KG, Dornbirn
Baumeisterarbeiten: Erhart Bau GmbH, Satteins
Außenanlagen: Dünser Gartendesign GmbH
Fenster und Türen: Tischlerei Kieber, Schruns
Möbel: Tischlerei Tschofen, St. Gallenkirch
Putz und Malerarbeiten: Farben Krista GesmbH & CO KG, Frastanz
Schlosser: M+S Metalltechnik GmbH, Röthis 
Spengler: Feist GesmbH, Satteins
Holzfußböden: Burtscher Böden GmbH, Nüziders
HLS Installationen: Wagner GmbH, Nüziders
Photovoltaik: Doma VKW Energietechnik GmbH
Elektro: Reisegger GesmbH & CO KG
Sonnenschutz: Berthold GmbH
 
Fotos
Angela Lamprecht, Bregenz

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