Von Tradition und Adaption

Lend Architektur
22. April 2022
Foto: Ferdinand Neumüller

 

Herr Fasching, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe? 

Mit dem Projekt wurde traditionelle bäuerliche Bausubstanz erhalten, die nicht mehr genutzt wurde und vom Verfall bedroht war.

 

Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Unser Entwurf zielte darauf ab, die Außenwirkung des für die Region typischen Stall- und Stadlgebäudes weitestgehend zu erhalten. Wir entwickelten unser Projekt daher nach dem Haus-im-Haus-Prinzip, wobei wir besonderen Wert auf die Aufenthaltsqualität in den generierten Räume zwischen Alt und Neu legten.

 

Foto: Ferdinand Neumüller
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Über Jahrhunderte haben sich in Österreich von Region zu Region verschiedene anonyme bäuerliche Baustrukturen entwickelt, die mit der Landschaft, dem Klima und der Kultur in Einklang sind. Der vorgefundene Bau ist mit den benachbarten Höfen ein Zeugnis der höchsten Entwicklungsstufe dieser regionalen Tradition.

 

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Bauherrschaft hat ab dem Vorentwurf die weitere Planung und auch die Umsetzung maßgeblich bestimmt.

 

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Nein. Die Prinzipien des Vorentwurfes wurden von der Bauherrschaft in Zusammenarbeit mit den ausführenden Betrieben aus der Region in allen Projektphasen mit hohem Engagement beibehalten.

 

Foto: Ferdinand Neumüller
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Der Umbau nimmt innerhalb unseres Portfolios eine Sonderstellung ein. Denn in diesem Fall war die Umsetzungskompetenz der Bauherren in einem außergewöhnlich hohen Maße gegeben. Das hat das Projekt geprägt und unterscheidet es von anderen.

 

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Bewusst haben wir auf die Verwendung der derzeit allgegenwärtigen industriell vorgefertigten Plattenprodukte verzichtet. Stattdessen ist es der gewachsene Stab – mit der damit einhergehenden Maßstäblichkeit –, der den neuen Holzbau definiert. Der Ausbau erfolgte mit noch tragbaren, also kleinen und leichten Bauteilen. Auf den Einsatz schwerer Hebewerkzeuge konnten wir verzichten.

 

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die Handlichkeit der einzelnen Blockbohlen ist hervorzuheben. Sie ermöglichte die Umsetzung des Umbaus, ohne dafür große Öffnungen in der bestehenden Gebäudehülle vorsehen zu müssen. Außerdem entspricht die Verwendung dieser Bauteile den Bauabläufen zur Entstehungszeit des Bestandes um das Jahr 1850. Es war uns wichtig, diese Tradition aufzugreifen und in die heutige Zeit zu transferieren. 

 

Lageplan
Pläne von oben nach unten: Schnitt und Grundriss
Bauwerk
Block im Stadl
 
Standort
Filfing 19, 9373 Klein St. Paul
 
Nutzung
Umbau eines Stadls zum Ferienwohnsitz
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Klaura | Horvath Lendarchitektur ZT GmbH, Klagenfurt
Projektleiter: DI Dominik Fasching
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Holzbau: Zimmermeister Erich Springer, Grades
 
Auszeichnung
Anerkennung beim Holzbaupreis Kärnten 2021 in der Kategorie Revitalisierung / Sanierung
  
Fotos
Ferdinand Neumüller

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