Was lange währt, wird endlich gut
Das Team des Büros Caramel hat mit dem Linzer Science Park eine der größten universitären Anlagen Österreichs gestaltet. Günter Katherl spricht über den Entwurfsprozess und die lange Entstehungsgeschichte des Ensembles.
Herr Katherl, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Mit einer Fläche von rund 80'000 Quadratmetern zählt der Science Park zu den größten universitären Bauten Österreichs in diesem Jahrhundert.
Sämtliche Teilgebäude wurden so konzipiert, dass sie im Grundriss wie auch im Schnitt durch Höhenversprünge und Knicks auf die Nachbarbauten und die Umgebung in höchstem Maße eingehen. Diese Bezugnahme auf den Kontext war uns sehr wichtig.
Mit der Johannes-Kepler-Universität endet die städtische Bebauung des flachen Linzer Beckens, die grünen Hügel des Mühlviertels schließen an, und auch die Neubauten des Science Parks nutzen diesen Übergang in ihrer räumlichen Entwicklung. Dank der fingerartigen Ausrichtung der fünf Teilgebäude können die für die Stadt so wichtigen Fallwinde durch die Anlage strömen. Gleichzeitig sind durch diese Konfiguration verschiedene attraktive Freibereiche entstanden.
Die Gestaltung basiert auf einem EU-weiten Wettbewerb, den wir 2005 gewonnen haben. Seit unserem Sieg ist viel Zeit vergangen, doch im Großen und Ganzen wurde der Entwurf unverändert umgesetzt. Gebäude 1 entstand in den Jahren zwischen 2007 und 2009, die Häuser 2 und 3 wurden von 2009 bis 2012 gebaut, und die Teilgebäude 4 und 5 folgten schließlich zwischen 2019 und 2021.
Der große Masterplan wurde derweil für unterschiedliche Nutzungen angepasst – allen voran für die neuen technischen und digitalen Studiengänge der Johannes-Kepler-Universität und die sich aus diesen entwickelnden Spin-offs.
Der Science Park gehört zusammen mit dem gerade im Bau befindlichen Martin-Behaim-Gymnasium in Nürnberg und dem GIZ-Campus in Frankfurt-Eschborn zu den größten Projekten, die wir bisher realisieren durften, beziehungsweise die wir gerade verwirklichen.
Gestalterische Tendenzen beeinflussen uns eher weniger, außer es handelt sich um Innovationen, die in der Weiterentwicklung von Materialien gemacht werden. Fortschritte hinsichtlich des Energiehaushalts und der ökologischen Nachhaltigkeit greifen wir natürlich laufend in unseren Projekten auf.
Sämtliche Materialien treten pur in Erscheinung. Wir haben auf abgehängte Decken verzichtet und die Konstruktionselemente sichtbar belassen. Das dient nicht nur der Kostenreduktion, sondern ist auch eine bewusste gestalterische Aussage. Die unverkleideten Stahlbetondecken und Wände sind mit Bauteilaktivierung ausgestattet – die wohl einfachste und ökologisch am besten vertretbare Heizung und Kühlung von Gebäuden.
Science Park – Johannes-Kepler-Universität
Standort
Altenbergerstraße 66, 4040 Linz
Nutzung
Universitäre Institutsbauten
Auftragsart
EU-weiter Wettbewerb, 2005
Architektur
Caramel architekten, Wien
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Idealice, Wien
Fertigstellung
2021
Gesamtkosten
EUR 124.15 Mio.
Gebäudevolumen
231'800 m³
Kubikmeterpreis
535.59 EUR/m³
Auszeichnung
Bauwerk des Jahres 2020 des Landes Oberösterreich
Fotos
Hertha Hurnaus