Bildbauten

Elias Baumgarten
12. Juli 2019
Cathédrale métropolitaine Notre Dame de Paris (Collage: Beniamino Servino)

Italien hat eine lange, ungemein reiche Baugeschichte und eine hochstehende Baukultur. Doch aktuell ist die Lage der Architekt*innen in unserem südlichen Nachbarland schlecht und nachgerade kein Zuckerschlecken. Italiens Wirtschaft schwächelt und mit ihr die Baubranche. Wer nicht in einem der wenigen großen Büros unterkommt, hat es schwer. Aufträge sind sehr rar. Wenig ist neu zu gestalten, als Betätigungsfeld bleibt hauptsächlich eine begrenzte Zahl von Restaurationsprojekten. Aber statt zu verzagen setzen einige Architekten auf Zeichnungen und Collagen, um ihre Ideen zu vermitteln und Bekanntheit zu erlangen. Einer von ihnen ist Beniamino Servino. In seinen kraftvollen Darstellungen kombiniert er gerne Versatzstücke aus der (italienischen) Baugeschichte. Dabei gibt es Motive und Themen, die sich wiederholen, was seine Collagen einzigartig und unverwechselbar macht.

Sagunto residence (Collage: Beniamino Servino)
Casa del Balocco (Collage: Beniamino Servino)
Soziale Medien als Bühne

Mehrere Bücher hat Servino schon veröffentlicht. Das vielleicht schönste heißt »ACUA FORMA« und erschien im Jahr 2017. Auch in diversen Architekturzeitschriften wurden seine Arbeiten schon abgedruckt. So hat Bart Lootsma, Professor für Architekturtheorie an der Universität Innsbruck, 2017 einen ausführlichen Artikel über Servino, Carmelo Baglivo und Luca Galofaro für die Ausgabe »Bri-Collagen« des Schweizer Magazins archithese verfasst. Und in einigen Ausstellungen waren Servinos Bilder ebenfalls zu sehen. Doch eigentlich sind seine Bühne die Sozialen Medien Facebook und Instagram. Regelmäßig präsentiert er dort seine neusten Bilder. Doch warum? Zwei wesentlich Gründe scheinen offensichtlich. Zum einen hat Servino fast 8'500 Follower aus aller Welt auf Instagram und nahezu 5'000 Freund*innen sowie weitere 2'500 Abonnent*innen auf Facebook. Von einem so großen Publikum können viele Printmedien im Architekturbereich nur träumen. Ihre Abonnentenzahlen liegen teils bedeutend tiefer. Auch derart viele Bücher zu verkaufen, ist heute schwierig. Und zudem erreicht Servino ein hohes Maß an Interaktion mit seinem Publikum. Das unidirektionale Verhältnis von Sender und Empfänger wird aufgebrochen. Der Architekt kann anhand von Likes und Kommentaren ersehen, welche Bilder einen Nerv treffen, und bisweilen entspinnen sich interessante Diskurse.

Chiesetta di campagna (Collage: Beniamino Servino)
Padiglione estivo nel parco (Collage: Beniamino Servino)

Andere Artikel in dieser Kategorie