Lebenswert und umweltfreundlich?

Manuel Pestalozzi
31. Oktober 2024
Aktuell wächst die Holz-Hybrid-Konstruktion des Bürogebäudes am Donaukanal in die Höhe. Nächstes Jahr soll das Haus fertig werden. (Foto: © Philip Horak)

Wiens LeopoldQuartier liegt unweit des Stadtzentrums am Donaukanal. Das über zwei Hektar große Areal soll in Zukunft zu einem lebenswerten, modernen Stadtviertel werden. Das hat Wiens Stadtentwicklungskommission 2019 beschlossen und die Rahmenbedingung für die Entwicklung des Gebiets festgelegt. In einem städtebaulichen Wettbewerb wurden die Strukturen der künftigen Anlage entwickelt. Gewonnen wurde er von Gangoly & Kristiner Architekten aus Graz. Ihr Vorschlag bildete die Grundlage für die Neufestsetzung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Auf fünf Baufeldern sind Wohnungen, City-Apartments, Gewerbeflächen, mehr Grün und ein Kindergarten geplant. Im Zusammenspiel von Neubauten und bestehenden Häusern sollen Gassen und Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen.

Neue Häuser und Bestandsbauten sollen ein städtebauliches Ensemble mit ansprechenden Gassen und Plätzen bilden. (Visualisierung: © Squarebytes)
Der Wunsch, Vorbild zu sein

Der Entwickler UBM, der die Anlage realisiert, möchte »ein Beispiel für eine erfolgreiche, partizipative Stadtentwicklung in Kombination mit moderner, intelligenter Technologie« geben. Das neue Quartier solle »sowohl den Bedürfnissen der Menschen wie auch der Umwelt dient«, sagt Geschäftsführer Peter Schaller. Durch die konsequente Nutzung von Erdwärme und Photovoltaik wird das LeopoldQuartier im Betrieb CO2-neutral sein. Vom intelligenten Zusammenspiel aus moderner Sensorik und digitaler Gebäudeautomatisierung verspricht man sich eine erhebliche Verringerung des Energiebedarfs.

Gebäude abzubrechen, ist ökologisch immer fragwürdig. Entscheidet man sich trotzdem dafür, kann bei der Gestaltung des Prozesses und dem Umgang mit dem Abbruchmaterial durchaus ein Unterschied gemacht werden. Beim LeopoldQuartier gab es für die Art und Weise, wie Altbauten auf dem Gelände abgerissen wurden, ein Gold-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Bei den Neubauten steht nun das Cradle-to-Cradle-Prinzip, also die spätere Wiederverwertbarkeit der Baumaterialien, im Fokus. Auch deswegen fiel die Wahl auf den Baustoff Holz: Die tragende Struktur des sich aktuell im Bau befindenden Bürogebäudes wird ab dem ersten Obergeschoss bis zum neunten Stock in einer Holz-Hybrid-Bauweise als Skelettbau aus Holzelementen und Betonfertigteilen errichtet. Insgesamt kommen 2800 m3 Holz in Form von Brettschichtholzstützen, Brettsperrholzparapeten und Holz-Beton-Verbunddecken zur Verwendung. Fertiggestellt werden soll das Haus Ende Oktober nächsten Jahres. 

Die strukturellen Holzbauteile des neuen Bürohauses sollen im Inneren sichtbar sein. (Visualisierung: © Squarebytes)

Die teils siebenstöckigen Häuser des Abschnitts Living sind mit ihren 253 Wohnungen laut UBM Österreichs zurzeit größte Wohnanlage aus Holz. Dank Decken und Innenwänden aus Brettsperrholz, einer Holzrahmenkonstruktion und 204 Fertigbadzellen können die Rohbauten zügig erstellt werden. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner sollen 2026 einziehen.

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