Nachwuchspreis für Architekturfotografie – zwischen Dokumentation und Kunst

Manuel Pestalozzi
31. März 2022
Nadine Weixler, »Hecke II«, 2021 (Foto © Nadine Weixler)

 

Architekturfotografie ist eine schwierige Aufgabe: Die Fotograf*innen sollen einerseits Bauten dokumentieren, andererseits geht es auch darum, sie ins rechte Licht zu rücken und gestalterische Aspekte herauszuarbeiten. Oft haben die Auftraggeber genaue Vorstellungen von der Inszenierung und machen enge Vorgaben. Für künstlerische Ansätze ist dabei nicht immer ausreichend Platz. Die Bildsprache ist deswegen vielfach ähnlich. Auch wirtschaftlich haben es Architekturfotograf*innen nicht immer leicht: Große Aufträge von Fachmedien sind seltener geworden, vielen Redaktionen stehen nur schmale Budgets für Bilder zur Verfügung. So wird zumeist nur mit Pressesätzen gearbeitet, und auch Bildrechtsverletzungen kommen mitunter vor.

Ein großer Auftraggeber ist in Österreich nach wie vor die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Deren Verantwortliche sehen die Architekturfotografie (auch) als Kunstform an und haben sie deswegen zum Bestandteil ihrer Kunstinitiative BIG Art gemacht. »Wir lassen unsere Bauprojekte professionell fotografisch dokumentieren, um die architektonischen Konzepte lesbar und die Qualität der Räume erfahrbar zu machen – auch für die interessierte Öffentlichkeit«, sagt CEO Hans-Peter Weiss. Anlässlich des Festivals »Foto Wien« wurde im Foyer der BIG-Zentrale die Ausstellung »Spaces Revisited. Architektur als visueller Marker« (8. bis 30. März 2022) gezeigt. Sie versammelte Positionen von drei Fotograf*innen, die Gebäude der BIG in deren Auftrag fotografiert haben. Das Dispositiv der Fotografie schärfe den Blick auf jene Wirklichkeit, die gesellschaftliche Phänomene konstitutiv begleitet und technischen sowie situationsspezifischen Parametern unterliegt, ist man bei der BIG überzeugt. Die Architekturfotografie im Besonderen eröffne unterschiedliche Herangehensweisen, wie Gebäude und deren Inneres abgebildet werden können, hieß es in der Präsentation der Ausstellung, bei der öffentliche Bauten besonders im Fokus standen. Diese würden auf ihre Form, Funktion sowie sozialen Komponenten hin untersucht und seien in den letzten Jahrzehnten Gegenstand eines ausgeklügelten Architekturdenkens gewesen.

 

Bei der Preisübergabe am 24. März versammelten sich in der »Foto Wien«-Festivalzentrale im Atelier Augarten (von links nach rechts) die Kuratorin Verena Kaspar-Eisert, Preisträgerin Nadine Weixler, BIG-Art-Teamleiterin Regina Barta und BIG-CEO Hans-Peter Weiss. (Foto © Anna Rauchenberger)

Die Architekturfotografie ist, wie eingangs erwähnt, Teil von BIG Art. Dort ist auch der neue BIG-Nachwuchspreis für Architekturfotografie angesiedelt. Mit ihm werden künftig herausragende junge Fotograf*innen ausgezeichnet, die sich in ihrem Schaffen in besonderem Maße mit Architektur auseinandersetzen. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Die erste Preisträgerin, die Salzburger Fotografin Nadine Weixler, hat die Jury mit ihrer künstlerischen Herangehensweise überzeugt. Stets begreife sie das Moment der Architektur als identitätsstiftend. Der Schwerpunkt von Weixlers fotografischen Serien liegt auf dem öffentlichen Raum und darauf, welche Wirkung dieser auf das Individuum hat. Die Preisträgerin selbst formuliert das so: »Beim Fotografieren fällt mein Blick oft auf Szenen aus dem mich umgebenden Alltag. Die gebaute menschliche Umwelt stellt hier die Bühne dieser Bilder dar. Sie sind der Versuch, aufzuzeichnen, worauf sich meine Aufmerksamkeit richtet. Das können etwa Häuser, Menschen, Autos, Tiere und Wolken sein.«

Andere Artikel in dieser Kategorie