Neues Zuhause

Elias Baumgarten
5. März 2019
So könnten die Museen oberhalb von Bozen einmal aussehen. Bild: moka-studio © Snøhetta

Der Virgl ist Bozens Hausberg. Bis 1976 wurde er von einer Luftseilbahn für den Tourismus erschlossen. Doch seit deren Stilllegung erreicht man seinen Gipfel nur noch zu Fuß. Das soll sich künftig wieder ändern: Die Signa Holding des Tiroler Milliardärs René Benko plant den Bau einer neuen Liftanlage. Deren Bergstation soll ein großer Komplex werden, der zwei Museen aufnehmen würde, für die aktuell neue Standorte gesucht werden: das Südtiroler Museum für Archäologie und das Museum der Stadt Bozen. Würden diese Pläne Realität, dann bekäme auch die berühmte 5'300 Jahre alte Eismumie »Ötzi« ein neues Zuhause. 

Das norwegische Architekturbüro Snøhetta, das eine Niederlassung in Innsbruck unterhält, legte Ende Februar 2019 eine Studie vor. Diese wurde im Auftrag der Signa ausgearbeitet.

Ein Panoramarestaurant würde spektakuläre Blicke auf Bozen bieten. Bild: moka-studio © Snøhetta
Weithin sichtbar

Die Gestalter*innen schlagen ein Bauwerk vor, welches die Umgebung weithin dominieren würde. Talseitig soll demnach ein großzügig verglaster Gebäudeteil in Form eines Schneckenhauses kühn über eine Hangkante auskragen. Darin würde sich unter anderem ein Panoramarestaurant befinden. Dahinter soll das Gebäude dem Gelände folgend am Hang empor wachsen. Das Dach des Komplexes wäre begehbar. Darauf sind eine Ruhezone mit Pflanzen und ein Aussichtspunkt mit Blick auf die Stadt, das Alpenpanorama und das Etschtal vorgesehen. Dazu sollen Flächen für Markstände und Geschäfte sowie eine Tribüne für Konzerte und Events kommen. 

Laut der Architekt*innen würde der geplante Bau mit der Topografie der Berglandschaft verschmelzen. Tatsächlich wäre das Haus teils mit dem Gelände verschnitten und einige Räume unterirdisch. Doch verhielten sich andererseits auch Gebäudeteile sehr dominant in der Landschaft. An diesen Stellen würde sich die Architektur klar zuungunsten der Bergwelt umher in den Vordergrund spielen. Dabei verspricht sie allerdings auch spektakuläre Blicke über das Etschtal.

Begrünte Ruhezone auf dem Dach. Bild: moka-studio © Snøhetta
Kritik

Nicht allen gefällt die Idee eines großen Komplexes auf dem Virgl. Insbesondere wollen die Gegner*innen nicht, dass »Ötzi« dorthin verlegt wird. Das hat vor allem ökonomische Gründe: Viele Geschäftsleute in Bozen fürchten, der Neubau werde Besucher*innen aus der Altstadt locken, was dem Einzelhandel immens schaden könnte. Diese Sorge ist berechtigt. Denn allein im Vorjahr strömten 290'000 Menschen herbei, um die Museen und »Ötzi« zu besuchen. Der Handels- und Dienstleistungsverband der Stadt schrieb in einer Stellungnahme, für Bozen sei das außerordentliche Ausstellungsstück des Archäologiemuseums einer der wichtigsten, wenn nicht gar der wichtigste Bezugspunkt für die Attraktivität und Lebendigkeit des Ortszentrums. Fragwürdig scheint die Verlegung der Museen aus dem Tal indes auch aus ökologischen Gründen. Schließlich würden fast 300'000 Menschen jährlich auf den Berg kommen.

Die Gegner setzen ihre Hoffnungen nun in zwei weitere Studien anderer Projektentwickler. Mit diesen sollen Vorschläge für ein neues Museumsquartier in der Stadt unterbreitet werden. Eigentlich wurden sie schon für Januar erwartet, doch lässt die Publikation bisher noch auf sich warten.

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