Superstudio neu gelesen

Elias Baumgarten
4. September 2019
Hironaka & Suib, »Make-believer» (aus »The Continuous Moment, Part 1«), 2014/2019, HD Video, Endlosschleife (Still © Hironaka & Suib)

Superstudio – das waren Peter Frassinelli, Alessandro Magris, Roberto Magris, Adolfo Natalini, Alessandro Poli und Christiano Toraldo di Francia. Die Italiener fanden 1966 in Florenz zusammen und arbeitet bis 1978 gemeinsam an Entwürfen in den Bereichen Architektur und Industriedesign. Die Gruppe wurde berühmt für ihre radikalen Projekte und Visionen, mit denen sie Kritik an der Fortschrittsgläubigkeit und den als beklemmend empfundenen gesellschaftlichen wie ökonomischen Strukturen der 1960er-Jahre übte. 1966 und 1967 wurden ihre Arbeiten in zwei vielbeachteten Ausstellungen in Pistoria und Modena gezeigt. Und spätestens 1972 hatte Superstudio weltweit größte Bekanntheit erreicht, zeigte doch das New Yorker Museum of Modern Art seine Arbeiten im Rahmend er Schau »Italy, the New Domestic Landscape«. Eines der bis heute berühmtesten Werke der Gruppe ist »The Continuous Monument: An Architectural Model of Total Urbanization« (1969). Etwas weniger bekannt ist vielleicht, dass in Graz anlässlich der Dreiländer-Biennale »trigon 69« das einzige Mal überhaupt eine gebaute Version der Gestaltung entstand.

Vojtěch Rada, »Song for the Deaf«, 2019, Full HD Video (Still © Vojtěch Rada)
Robin Klengel & Leonhard Müllner, »Operation Jane Walk«, 2018, Full HD Video (Still © Robin Klengel & Leonhard Müllner)

Fünf Dekaden später fragt das Grazer Haus der Architektur (Mariahilferstraße 2) nach den historischen Bezügen und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Ende der 1960er-Jahre. Im Rahmen der Schau »Sorry, the file you have requested does not exist. Liebe Grüße aus Graz von Superstudio« werden Arbeiten von (ab)Normal, Hironaka & Suib, Robin Klengel/Leonhard Müllner, Lion & Unicorn, Vojtěch Rada, Stéphanie Roland sowie Bernd Trasberger gezeigt. Sie alle rezipieren Entwürfe und Projekte von Superstudio und unterziehen sie einer neuen Lesung. Gegenübergestellt werden sie Werken der italienischen Gruppe, die aus den Archiven der Grazer Kunst- und Kulturinstitutionen stammen. Am 20. September 2019 wird die Ausstellung, die Ludwig Engel kuratiert hat, voreröffnet. Ab dem Folgetag ist sie dem breiten Publikum zugänglich. Besuchen kann man die Schau dann bis zum 8. November 2019, jeweils immer dienstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr.

(ab)Normal, »Antea«, 2019, Full HD Video (Still © (ab)Normal)

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