Traurige Nachricht aus der Schweiz

Elias Baumgarten
20. März 2019
Marcel Meili. Bild: Walter Mair

Vorige Woche erst wurde bekannt, dass Marcel Meili zusammen mit seinem langjährigen Büropartner Markus Peter mit dem Prix Meret Oppenheim geehrt wird. Dieser ist der wichtigste Kunst- und Architekturpreis der Schweiz. Am 10. Juni 2019 hätte Meili die verdiente Auszeichnung feierlich entgegennehmen sollen. Doch am vergangenen Montag verstarb der Gestalter, der an Krebs erkrankt war. Die Schweizer Architekturszene muss von einem ihrer herausragendsten Köpfe Abschied nehmen. 

Marcel Meili hat die Schweizer Architektur über die letzten drei Dekaden geprägt wie wenige sonst. Im In- und Ausland wurde er für seine kraftvollen Entwürfe gelobt und wertgeschätzt. Besonders gegenwärtig ist Meili aber in Zürich. Seit 1987 arbeitete er dort mit Markus Peter zusammen. Die beiden gestalteten 1997 gemeinsam mit dem Büro Knapkiewicz & Fickert die seitlichen Perrondächer des Hauptbahnhofs der Limmatstadt. 1998 und 2002 wurden die Riffraff Kinos nach ihren Plänen gebaut (Haus 1 bis 4). Es handelte sich dabei um Kooperationsprojekte von Meili, Peter und Staufer & Hasler Architekten. 2004 folgte das Park Hyatt Hotel. 2007 wurde ein weiterer Teil des Wohn- und Kinokomplexes Riffraff fertig (Haus 5 und 6), und 2014 schloss man die Arbeiten am famosen Zölly Hochhaus ab. Auch im Ausland verwirklichte Bauten brachten Marcel Meili und Partner Markus Peter große Anerkennung ein. So zum Beispiel das Wohngebäude Billancourt in Paris (2008), das Centro Helvetia in Mailand (2009), die Passage im Geviert Hofstatt in München und das Nobel Center in Stockholm (beide 2013) sowie das Sprengel Museum in Hannover (2016). Auch in Österreich war das Büro Meili, Peter erfolgreich tätig. So wurde 2007 in Wien das Betonhaus Mauerbach nach ihren Plänen gebaut. Mit ihm loteten die Architekten die Möglichkeiten des Baustoffes Beton im Wohnungsbau aus. Zudem knüpften sie mit ihrer Gestaltung bei der Tradition der Werkbundsiedlungen an.

Auch als Lehrer, Autor und Forscher machte sich Marcel Meili einen Namen. Gemeinsam mit Roger Diener, Jacques Herzog und Pierre de Meuron gründete er das ETH Studio Basel. Sie veröffentlichten die dreiteilige Publikation «Die Schweiz. Ein städtebauliches Porträt» (2005) – eine Arbeit die einschlug: Die Architekten unterbreiteten darin den Vorschlag, nur noch in das Wachstum und die Prosperität weniger Zonen der Schweiz zu investieren und den Rest des Landes brach fallen zu lassen. 

Darüber hinaus war Marcel Meili sozial wie kulturell überaus engagiert: Mit seinen Brüdern Martin und Daniel unterstützte er großzügig die Schweizer Verlage Scheidegger & Spiess, Park Books und Kein & Aber, das Online-Magazin Republik sowie die Kinos Bourbaki, Sihl Plaz, Houdini und Riffraff. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für die gesamte Kulturszene der Schweiz und des ganzen deutschen Sprachraumes.

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