Die deutsche Architekturprofessorin Christiane Sauer aktiviert mit ihrem Team Textilien
Martina Metzner
1. Oktober 2021
Foto: Christiane Sauer
Beim Forschungsprojekt »Upscaling Textiles« wurden Grobgewirke mit eingearbeiteten Materialien wie Latentwärmespeichern untersucht. Die Stoffe können Raumklima und -akustik beeinflussen.
In der Innenarchitektur haben sich Grobgewirke bislang nur in Form von Teppichen durchsetzen können. Ansonsten kommen sie in der Baubranche auch im Landschaftsbau zum Einsatz. Nun hat Christiane Sauer, Professorin für Material und Entwurf im räumlichen Kontext an der Weißensee Kunsthochschule Berlin, erforscht, wie solch dicke Textilien in der Innenarchitektur noch eingesetzt werden könnten: Für ihre Arbeit mit dem Titel »Upscaling Textiles – supergrobe Gewirke als funktionale Flächen« untersuchte sie mit ihrem Forscherteam Herstellungs- und Anwendungsmöglichkeiten. Im Vordergrund standen dabei linear gewirkte »Matten«, die als Vorhänge akustisch, isolierend oder auch klimatisierend wirken können. Der Vorteil dieser Textilien liegt in ihrer Flexibilität. Zukünftig könnten sie beziehungsweise ihre Weiterentwicklungen in Wohnräumen, aber auch in Büros oder Bildungseinrichtungen eingesetzt werden.
Die Matten können bis drei Zentimeter stark, 100 Zentimeter breit und beliebig lang sein. Verschiedene Materialien lassen sich in die Stoffe einarbeiten. Um Flächengewirke zu erzeugen, die das Raumklima beeinflussen können, wurden Latentwärmespeicher (PCM) eingearbeitet. Diese nutzen den Phasenwechsel von Paraffin, um Wärme zu speichern und wieder abzugeben, ohne dass dabei Strom verbraucht würde. Für die Upscaling Textiles wurde das Paraffin in Schläuche aus Polyethylen integriert. Auch die Einbindung von Acrylglasrohren mit PCM wurde getestet. Für akustisch wirksame Textilien wurden Produktionsreste aus der Wollindustrie und synthetischem Nadelfilz sowie Alttextilien (Reißfasergemische) verwendet. Außerdem experimentierte das deutsche Team auch mit Hanf, aus dem ein mit Polyethylen-Vlies ummanteltes Garn entwickelt wurde.
Das Resultat all dieser Versuche ist ein Flächenvorhang, der vor Wänden oder als Raumteiler installiert werden kann. Das Forscherteam hält als Fazit aus seiner bisherigen Arbeit fest, dass bei einer konsequenten Weiterentwicklung sehr gute akustische und klimatechnische Ergebnisse zu erwarten sind. Das Projekt wurde unter anderem von der Fritz und Trude Fortmann Stiftung für Baukultur und Materialien gefördert. Die Forschung wird nun im Rahmen des Projekts »Matters of Activity« weitergeführt.
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