Lichte Vielfalt in rauem Kleid
riccione architekten
5. August 2022
Ein Erweiterungsbau verbindet die beiden umgestalteten Teile der Hochschule. (Foto: Gregor Graf)
riccione architekten haben zwei Trakte des Ensembles der PH Salzburg aus den 1960er-Jahren umgebaut und über eine Erweiterung verbunden. Tilwin Cede spricht über das Potenzial des Bestands und erklärt, wie die Änderungen ablesbar blieben.
Herr Cede, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das Besondere für uns war das Weiterbauen eines prägnanten städtebaulichen Ensembles: Die bestehenden Schulgebäude bilden einen kammartigen Abschluss zu einer ausgedehnten Grünzone. Wir konnten zwei der vier Gebäudetrakte aus den 1960er-Jahren behutsam umstrukturieren und sanieren. Mit einem flachen Erweiterungsbau haben wir die Bestandsbaukörper miteinander verbunden.
Foto: Gregor Graf
Die raue Betonfassade aus den 1960er-Jahren blieb erhalten. Die Sonnenschutzläden aus Metall sind als einzige Veränderung von außen sichtbar. (Foto: Gregor Graf)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Unser Ziel für die PH Salzburg war es, den Charakter des Ensembles aus den 1960er-Jahren an der Akademiestraße zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen. Die vorgefundene Struktur bot ein hervorragendes Gerüst für die Neunutzung mit einem offenen Grundrisskonzept. Dabei durchmischen sich nun Büros, Seminarräume und Aufenthaltsbereiche. Die Konstruktion aus Betonträgern und -stützen erlaubte eine freie Aufteilung der Räumlichkeiten und offenen Bereiche. Wir haben das Raumprogramm mit größtmöglicher Transparenz und Flexibilität umgesetzt.
Die bestehende Struktur mit Betonträgern und -stützen bot eine Vielzahl an architektonischen Möglichkeiten. riccione architekten konnten ein offenes Grundrisskonzept für die Neunutzung entwickeln. (Foto: Gregor Graf)
Foto: Gregor Graf
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Nein, aber Umbauten im Allgemeinen und tiefe Eingriffe in die Bestandsstruktur wie bei diesem Projekt im Besonderen bergen immer Überraschungen, auf die kurzfristig und flexibel reagiert werden muss. Die Bewältigung dieser baulichen, brandschutztechnischen und bauphysikalischen Problemstellungen war auf jeden Fall eine Herausforderung für Fachplaner und Firmen.
Das Projekt soll beispielhaft zeigen, wie solche Bestandsbauten im Sinne der Nachhaltigkeit mit neuen Nutzungen gefüllt und in zeitgemäße Bildungseinrichtung transformiert werden können.
Im Sinne einer nachhaltigen und kreislaufgerechten Architektur, die das Prinzip des Weiterbauens nach ökologischen, ökonomischen wie auch gestalterischen Kriterien verwirklicht, sollten der Transformationsprozess und die Instandsetzungsmaßnahmen ablesbar bleiben. Diesem Gestaltungsprinzip sind wir gefolgt: Sichtbare Rohdecken, offene Leitungsführungen und unverputzte Wandflächen machen die Veränderungen des Bauwerks ablesbar.
Sichtbare Leitungen und Rohdecken, aber auch unverputzte Wandflächen sollen die Veränderungen am Bestandsbau für alle erkennbar machen. (Foto: Gregor Graf)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die ursprünglichen Fassaden wurden erhalten, und das Betonskelett wurde bis zu den tragenden Konstruktionsteilen zurückgebaut. Von außen sind die metallenen Sonnenschutzläden die einzige sichtbare Veränderung am Bestand, die zarte Streckmetallkonstruktion steht im Kontrast zu den Betonplatten der Bestandsfassade.
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitte
Pädagogische Hochschule Salzburg
Standort
Akademiestraße 23–25, 5020 Salzburg
Nutzung
Hochschule
Auftragsart
Wettbewerb
Bauherrschaft
Bundesimmobiliengesellschaft BIG
Architektur
riccione architekten, Innsbruck
Projektleiter: Tilwin Cede
Mitarbeiter*innen: Melanie Hammerschmidt, Tuci Tanriöver, Shirley Pogorelcnik und Christopher Perktold
Fachplaner
Statik: ingena, Innsbruck
HKSL+E: A3, Innsbruck
Brandschutz: Hoffmann, Salzburg
Bauphysik: Gottfried Mayr, Innsbruck
Bauleitung
AIS Baumanagement, Zell am See
Jahr der Fertigstellung
2020
Fotos
Gregor Graf