Wärme und Wohlbefinden für ältere Menschen

Schenker Salvi Weber
19. febrero 2021
Foto: David Schreyer
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Für die Bewohner*innen sollte eine wohnliche und heitere Atmosphäre mit hellen Räumen für ein geselliges Miteinander einerseits und Rückzugsmöglichkeiten andererseits geschaffen werden. Auf Korridore wollten wir verzichten, unser Ziel war es, das gängige Formenrepertoires von Pflege- und Spi­talbauten zu umschiffen. Es wurde für das limitierte Budget eine große architektonische Qualität geschaffen, in deren Genuss auch weniger betuchte Senior*innen kommen können. Das ist in Österreich leider nicht selbstverständlich. 

Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Es war uns wichtig, das Bild einer Wohngruppe zu verfolgen und dieses konstant weiter zu entwickeln. Im Zentrum steht das Wohnzimmer mit Patio, Küche und breiter Loggia. Die um diese Gemeinschaft organisierten Zimmer erhalten als Adresse ein farblich abgesetztes Portal und ein »Bankerl«, auf dem man sich setzen und plaudern kann. Aus dieser Typologie entwickelte sich schlussendlich auch die städtebauliche Idee und die Setzung der Baukörper in der Landschaft. Es sollte ausgehend von dem romantischen Park ein wirklich lebenswerter Ort entstehen.

Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Grundstück zeichnet sich durch seine Hanglage aus. Dies hat uns dazu bewogen, den Hang als Park in einem terrassierten Hofraum aufzunehmen. Die für den Ort große Baumasse wird durch die Terrassierung und die Staffelung der Baukörper maßstäblich eingefügt. Der L-förmige Bau setzt sich aus vier schlank verbundenen Kuben zusammen und bildet auf diese Weise sowohl zum öffentlichen als auch zum gemeinschaftlichen Hofraum Anknüpfungspunkte für Gäste und Bewohner*innen. Die Wegeführung schafft helle Raumstimmungen, spannende Blick­achsen und eine großartige Aussicht über Wien. Wir haben bei unserem Entwurf also konsequent versucht, mit den Stärken der Lage zu arbeiten.

Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Trotz der komplexen Bauaufgabe bestimmen die hellen und maßstäblichen Grundrisslösungen sowie eine klare Erschließung den Charakter unseres Gebäudes. Speziell für ältere Menschen, aber auch für deren Betreuungspersonal sind eine einfache Orientierung und kurze Wege wichtig. Denn beides ermög­licht den Senior*innen einen autarkeren Alltag und den Mitarbeiter*innen effektivere Arbeitsabläufe sowie einen guten Überblick. Viele Bewohner*innen haben eine hohe Pflegestufe. In ihren Einzelzim­mern mit tiefliegenden Fensterbrüstungen können sie auch vom Bett aus ins Grüne blicken. Auf Wunsch können Bewohner*innen, etwa Ehepaare, ihre Zimmer flexibel zu einer Zwei-Zimmer-Einheit zusammenlegen.

Die Zimmer orientieren sich auf allen Geschossen jeweils zu einer großzügigen, zentralen Wohn­küche, wo sich die Bewohnenden treffen, um gemeinsam Karten zu spielen, zu plaudern und zu essen. Der Alltag zeigt, dass dieses Raumangebot sehr gerne angenommen wird.

Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Das Pflegeheim fußt – wie beinahe alle unsere Projekte – auf einem Wettbewerbsgewinn. Insofern hatten wir eine klare konzeptionelle Ausgangslage für die inhaltliche Entwicklung der etablierten Themen: das Wohnen am Park, die Wohngruppe als Gemeinschaft und Rückzug sowie das Aufbrechen einer klassischen Heimtypologie. Das »Heim der Franziskanerinnen der göttlichen Liebe« ist ein weiterer Beitrag zu unserer Arbeits- und Denkweise im Sinne der Baukultur und des Ortes. 

Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Bei dem Gebäude handelt es sich um einen Hybrid aus einem Stahlbetonrohbau in Schottenbauweise und ei­ner vorfabrizierten Holzaußenwand. Die Holzfassade aus vorbewitterter und gehobelter Fichte mit je Geschoss um fünf oder zehn Zentimeter verschobenen Paneelen umfasst das Gebäude schützend wie eine Rinde. Ihre Farbe oszilliert zwischen Bronze und Silbergrau, und die Fenster sind subtil in den Baukörper eingewoben. Horizontale und vertikale Stäbe dramaturgisieren die Außenwand. Das Gebäude passt sich so in den Maßstab seiner Umgebung ein.

Warme Farben, haptisch angenehme Materialien, Teppiche und Holz schaffen eine harmonische und wohnliche Atmosphäre, in der sich Menschen wohl fühlen. Der Zugang zum Park ist von allen Wohngruppen barrierefrei möglich.

Foto: David Schreyer
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss Pflegestation
Bauwerk
Pflegeheim »San Damiano«
 
Standort
Wien
 
Auftragsart
Geladener Wettbewerb
 
Bauherrschaft
Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, Wien
 
Architektur
Schenker Salvi Weber ZT GmbH, Wien
Eva Andrasova, Hannah Niemand, Christian Rübenacker, Michael Salvi, Andres Schenker, Pia Schmidt, Rostislav Stoklasek, Tina Tobisch, Katalin Tóth, Zsófia Varga, Thomas Weber und Philipp Wemmer
 
Fachplaner
Statik: Tragwerkplanung Freller ZT
Projektmanagement: Bauwert Köstenberger
Bauphysik und Akustik: IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH
Gebäudetechnik: Technisches Büro Herbst
Brandschutz: IMS Brandschutz
Lichtplanung: Designbüro Christian Ploderer
Gestaltung Kapelle: Wilhelm Scheruebl
Elektroplanung: Ingenieurbüro Tauss
Landschaftsplanung: DnD Landschaftsplanung
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Fotos
David Schreyer

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