Eine Zukunft für die Villa Rezek

Manuel Pestalozzi
23. gennaio 2022
Lange lag die Villa in einem Dornröschenschlaf. Über die Jahre wurde ihre architektonische Qualität durch Änderungen in Mitleidenschaft gezogen. Doch dank eines Sanierungsprojekts erstrahlt das Baudenkmal in neuem Glanz. (Foto: Szojak via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 AT)

Die Villa Rezek (1933) sei »eines der bedeutendsten und wohl auch mysteriösesten Wiener Häuser der frühen Dreißigerjahre«, zitiert der Verein Initiative Denkmalschutz den Architekturkritiker Friedrich Achleitner in seiner Präsentation des Gebäudes. Seit 2010 steht die historische Villa unter Denkmalschutz, und anlässlich der Sanierung hat das Bundesdenkmalamt dem Bau im vergangenen Jahr ein Heft seiner Zeitschrift wiederzuherstellen gewidmet. Dort wird gewürdigt, dass das Haus die Sprache einer »lebensfrohen Moderne« repräsentiert. Es wird in eine Reihe mit der fast zeitgleich entstandenen Villa Tugendhat (1930) von Ludwig Mies van der Rohe in Brünn gestellt. Der Vergleich gilt leider auch für das traurige Schicksal der Bauherrschaft: Wie die Familie Tugendhat so musste auch das jüdische Ärzteehepaar Philipp und Anna Rezek mit ihren Töchtern emigrieren, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entkommen.

Allerdings erlangte die Villa Rezek lange Zeit nicht die Berühmtheit der Villa Tugendhat. Erst Friedrich Achleitner hat dem Bau zur verdienten Anerkennung und Wertschätzung verholfen. Er arbeitete die architekturgeschichtliche Bedeutung des Bauwerks von Hans Glas (1892–1960) heraus. Der österreichische Architekt hatte bei Max Fabiani und Adolf Loos studiert. Auch er musste sich vor den Nationalsozialismus in Sicherheit bringen: Nachdem er Österreich verlassen hatte, setzte er seine Karriere in Indien fort. In Wien realisierte er neben der Villa Rezek, die als sein Hauptwerk gilt, auch einen Gemeindebau mit einer markanten Ecklösung am Handelskai 210 Ecke Wachaustraße 37. Dieser steht heute ebenfalls unter Denkmalschutz.

Rückführung in den Originalzustand

Die ornamentlose Villa Rezek repräsentiert gekonnt die Wiener Moderne. Einerseits gibt es Bezüge zum Werk von Adolf Loos, dessen bekanntes Terrassenhaus Moller (1928) keine 500 Meter entfernt steht. Andererseits erinnert die Artzvilla mit ihrer ausgezeichneten Tageslichtversorgung auch an Sanatoriumsbauten. Ungewöhnlich und interessant ist, dass eine Terrassierung sowohl nach Osten hin (quer zum Hang) als auch gen Süden (mit dem Hang) vorgenommen wurde. 2019 erwarb ein neuer Eigentümer das zwischenzeitlich baulich stark veränderte und etwas heruntergekommene Gebäude. Er möchte es als Wohnhaus nutzen. Architekt Maximilian Eisenköck aus Wien wurde mit der Sanierung betraut. Die Herausforderung liegt nun darin, die Qualitäten und die Originalsubstanz des Baus wieder herauszuarbeiten, fehlende Teile zu rekonstruieren und diese denkmalpflegerischen Arbeiten mit einer zeitgemäßen Wohnnutzung und technischen Ausstattung harmonisch zu verbinden.

Das Bundesdenkmalamt unterstützt das Restaurierungsprojekt. Aus den umfangreichen Untersuchungen in den Bereichen Putz, Stein, Beton, Holz und Metall ergaben sich viele Erkenntnisse. Ein über 400 Seiten starkes Raumbuch als Teil der bauhistorischen Befundaufnahme dient jetzt als Entscheidungshilfe. Für die langfristige Zukunft der Villa wird ein sogenannter Conservation Management Plan als Leitbild erarbeitet, um sicherzustellen, dass die Bedeutung des Baudenkmals auch bei künftiger Verwendung, Verwaltung, Änderung oder Reparatur erhalten bleibt.

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