Eine Schule, die mit den Ohren sieht

kofler architects
7. 8月 2020
Eingangsbereich der Schule (Foto: Christof Reich)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Bei dem Projekt handelt es sich um eine Schule für hörbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche, was natürlich besondere Anforderungen mit sich brachte. Entstanden ist ein innovatives Gebäude, welches sehr kompakt in seinen Grundrissen ist und vor allem mit kurzen Wegen punktete. Unser vorrangiges Ziel war, einfache und klare Funktionen und Abläufe zu generieren.

Eingang mit Blick auf den ehemaligen Lürzerhof, der heute das Landeszentrum für Hör- und Sehbildung beherbergt. (Foto: Christof Reich)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Wir wollten einen kompakten Baukörper entwickeln, der möglichst wenig Parklandschaft verbrauchen würde. Daher haben wir zwei in sich verwobene, höhendifferenzierte Quader entworfen, die durch ein umlaufendes Fensterband, das der Belichtung der Räume im Untergeschoss dient, im Park zu schweben scheinen.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Schulgebäude wurde, wie schon angedeutet, in einem schützenswerten Park errichtet. Es soll im Gegensatz zum denkmalgeschützten »Schlössl«, dem ehemaligen Lürzerhof, wie ein Pavillon wirken.

Ostansicht mit vorgelagertem Freibereich (Foto: Christof Reich)
Nordansicht (Foto: Christof Reich)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Vom Entwurf bis hin zur Fertigstellung wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass das Projekt in einem gemeinsamen Prozess in Form eines Arbeitskreises aus Bauherrschaft, Vertretern des Landes Salzburg und der Nutzer*innen entwickelt wird.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Die Herangehensweise unseres Büros war grundsätzlich gleich wie bei anderen Bauvorhaben, jedoch mit dem merklichen Unterschied, dass durch das spezielle Thema »Schule für hörbeeinträchtigte Kinder« und durch die regelmäßigen Besprechungen im Arbeitskreis, gestalterische und funktionale Qualitäten einen noch höheren Stellenwert erhalten haben. 

Foyer mit Kunst von Julie Hayward; sie gestaltete Handgesten auf dem Terrazzoboden und Rätselscreens an den Wänden. (Foto: Christof Reich)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Es wurde ein sehr ausführlich ausgearbeitetes Vertragswerk von der Bauherrschaft vorgegeben, welches den heutigen hohen Anforderungen entspricht. Es entstand ein technisch anspruchsvolles wie ausgeklügeltes, aber auch nachhaltiges Gebäude. Die Qualität der Anlage in Sachen Nachhaltigkeit wurde von der Klimaschutzinitiative »klimaaktiv« des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus und der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen schließlich sogar ausgezeichnet.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Durch die hinterlüftete Lärchenschalung mit unterschiedlichen Breiten und Brettstärken konnten wir eine differenziert strukturierte Fassade entwickeln.

Lageplan
Von links: Grundrisse 2. und 1. Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Von links: Grundriss 2. Obergeschoss, Dachdraufsicht
Von oben: Schnitte AA und BB
Name des Bauwerks
Josef Rehrl Schule
 
Standort
Gailenbachweg 3, 5020 Salzburg
 
Nutzung
Schule für hörbeeinträchtigte Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren
 
Auftragsart
Wettbewerb 2016, 1. Preis
 
Bauherrschaft
Salzburg Wohnbau für das Land Salzburg
 
Architektur
kofler architects, Salzburg
Arch. DI Ludwig Kofler, Maria Stauber Msc ETH, Arch. DI Thomas Papai
 
Landschaftsplaner
Idealice, DI Alice Grössinger, Ingenieurkonsulentin für Landschaftsplanung und -pflege
 
Fachplaner 
Statik: Ahmad Ziviltechniker GmbH, Salzburg
HKLS: Moser & Partner Ingenieurbüro GmbH i.A. Strabag AG
Bauphysik: Salzburg Wohnbau, Kommunal Service Salzburg
Schallschutz: TAS SV-GmbH i.A. Strabag AG
Elektro: TB Herbst GmbH i.A. Strabag AG
 
Bauleitung
Strabag AG, Thalgau
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Gesamtkosten
EUR 13,3 Mio.
 
Gebäudevolumen
20'620 m3 (oi/ui)
 
Kubikmeterpreis
EUR 645
 
Energiestandard
22,3 kWh / m2a; Wärmepumpe (Luft), Fernwärme 
 
Kunst am Bau
Franz Bergmüller gestaltete mit einer großformatigen Collage-Arbeit den straßenseitigen Einfahrtsbereich und Julie Hayward hat gemäß dem Bildungsangebot der Schule das Gedicht »die augen hören wie ohren sehen« von Ernst Jandl in Gebärdensprache und Bildmuster begehbar als Terrazzobelag im Eingangsfoyer umgesetzt.
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Holzfassade: Hütter & Wagner GmbH, Altheim
Terrazzobeläge: Terrazzo Peter Hess, St. Wendel im Saarland, Deutschland
 
Auszeichnung
Das Projekt wurde für nachhaltiges Bauen von der Klimaschutzinitiative »klimaaktiv« des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus und der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen geehrt.
 
Fotos
DI Christof Reich, Salzburg

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