Klein, stark, schwarz – das Haus LIA

STEINBAUER architektur+design
24. 9月 2021
Foto: STEINBAUER architektur+design
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Im Wechselspiel von Transparenz und Geschlossenheit; das Haus gewinnt seine Kraft aus der mit Bedacht gestalteten Abfolge von Ein-, Aus- und Durchblicken.

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Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Zu Beginn jedes Projekts stelle ich mich zuerst der Aufgabe, den Ort zu verstehen und dessen Gegebenheiten auf mich wirken zu lassen. Inspirationsquellen unterschiedlichster Art – ein bestimmtes Material, die Natur oder auch etwas auf den ersten Blick völlig Unscheinbares oder Banales – helfen mir dann dabei, den Entwurf zu entwickeln. Beim Haus LIA war es unter anderem ein alter Kirschbaum – der einzige Baum auf dem ganzen Grundstück.

Foto: STEINBAUER architektur+design
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Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der Ort war natürlich ein maßgeblicher Einflussfaktor für den Entwurf, sowohl in seiner Topografie als auch durch die Typologie der Nachbarbauten. Das Einfamilienhaus befindet sich in der Gemeinde Frohsdorf im Osten Österreichs. Gegen Westen blickt man auf die Rax-Schneeberg-Gruppe, im Osten sind die Ausläufer des Rosaliengebirges zu sehen. Die Nachbarschaft besteht aus heterogenen Einfamilienhäusern, wie man sie in Niederösterreich vielfach vorfindet. 

Meine Interpretation dieser Rahmenbedingungen bestand aus einer Satteldachkonstruktion mit vollflächig verglasten Giebeln nach Osten und Westen hin sowie einer homogenen, schützenden Hülle an der Nord- und Südfassade. Das schmale Bauvolumen formt sich so mit den Grundmaßen von nur 6 auf 16 Meter über drei Ebenen. Der auf Höhe des Erschießungsniveaus positionierte Außenbereich umschließt zusammen mit dem Hauptgebäude den erwähnten Kirschbaum.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Nutzer – gute Freunde von mir, was sich auch durch das Projekt nicht geändert hat – haben den Entwurf ganz entscheidend geprägt und geformt. Das Konzept lebte von Beginn an von seiner sehr einfachen Grundrissgestaltung, einer betonierten Sargdeckelkonstruktion, zwei verglasten Giebeln und nur wenigen zonierenden Nebenräumen. Den fließenden Raum dazwischen eignen sich die Bewohner an, sie bespielen ihn ganz nach ihren aktuellen Bedürfnissen.

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Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Ich befinde mich als Architekturschaffender noch in der Anfangsphase meiner Karriere, das Haus ist erst mein zweites fertiggestelltes Projekt. Mein Erstlingswerk war ein in verkohltes Lärchenholz gekleidetes Einfamilienhaus namens AVOS. Es ist ebenfalls schwarz, aber es wäre schade, beide Bauten nur auf die gleiche Farbigkeit zu reduzieren. Der gemeinsame Nenner liegt vielmehr in der konsequenten Umsetzung einer Leitidee, in der Liebe zum Material und der Hingabe zur Architektur im Ganzen. Aktuell nähern sich weitere Projekte von mir der Fertigstellung, aus denen dieselbe architektonische Haltung spricht: die Revitalisierung des »Magazin 2« von Peter Behrens in Linz sowie mehrere Einfamilienhäuser in Niederösterreich.

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Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Entscheidend für die Umsetzung des Leitgedankens, eine in sich stabile Schutzhülle zu schaffen, die frei von quer aussteifenden Elementen ist, war eine freistehende Sargdeckelkonstruktion aus Stahlbeton. Die Anforderung an das zweite identitätsstiftende Material war, es ohne Qualitätsverlust sowohl an der Fassade als auch am Dach einsetzen zu können. Hier fiel die Wahl in enger Absprache mit der Bauherrschaft auf ein gefalztes Aluminiumblech in mattem Schwarz, welches einen neutralen Hintergrund für den liebgewonnenen Kirschbaum schafft.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Gebäude
Hanghaus LIA
 
Standort
Berggasse, 2821 Frohsdorf
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
direkt
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
STEINBAUER architektur+design, Wiener Neustadt
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Gesamtkosten
EUR 0,38 Mio.
 
Gebäudevolumen
970 m3
 
Kubikmeterpreis (X EUR/m3) 
390 EUR/m3
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeisterarbeiten, Konstruktiva Bau Gmbh, Oberwart
Fassade, Steidler Gmbh, Pitten
 
Fotos
STEINBAUER architektur+design

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