Zeitlose Innenarchitektur – wie geht das?

TBS
18. 6月 2021
Foto: Mato Johannik
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Zeitloses Design zu schaffen, kann mitunter die schwierigste Herausforderung überhaupt sein, zumal die heutige Generation innerhalb kürzester Zeit immer neue Trends und Stile feiert. Dennoch entstehen immer wieder Orte, die schnelllebige Strömungen überdauern. Sie schreien nicht nach Aufmerksamkeit, gliedern sich harmonisch in ihre Umgebung ein und die Menschen nehmen sie in ihrer Gesamtkomposition positiv wahr und merkt sie sich. So einen Ort zu entwerfen, war das ausdrückliche Ziel unserer Auftraggeber bei der Entwicklung des Konzepts für Everybody’s Darling.

Die Fassadenelement von Everbody’s Darling in schwarzem Holz mit lackiertem und 3D-gedrucktem Logo lehnen sich bei den Klassikern der Wiener Altstadt an. (Foto: Mato Johannik)
Die Wänden wirken wohnlich – sei es durch Stoffbespannung oder die Verwendung von Eichenholz. Die großen Fassadenöffnungen wurden als Sitznischen ausgebildet, wodurch eine starke Blickbeziehung zwischen innen und außen entstanden ist. (Foto: Mato Johannik)
Welche Bedeutung hat das bestehende Gebäude für diesen Entwurf?


Einige der Bauwerke in der Tuchlaube gehören zu den ältesten der Stadt. Die Geschichte des Objekts ist allerdings weniger rühmlich, da die Keller zu Zeiten der k. u. k. Monarchie als Verlies dienten. Darin sehen wir gewiss keinen architektonischen Anknüpfungspunkt. Darum lag unser Fokus darauf, eine neue und eigenständige Identität zu schaffen. In diesem Teil der Stadt gelten außerdem strenge Auflagen seitens des Denkmalschutzes für die Fassadengestaltung. Wir denken, wir haben es geschafft, unser Projekt mit seiner ruhigen schwarzen Holzfassade sehr harmonisch einzupassen, aber dennoch eine großzügige, moderne und klare Öffnung des Innenraums zu erzeugen. 

Blick von außen durch eine Sitznische in den Innenraum (Foto: Mato Johannik)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Gerade beim Hospitality Design sind die Inputs der Betreiber sehr wesentlich für eine langlebige Umsetzung, denn ein Lokal, dessen Abläufe schlecht geplant sind, kann nicht lange bestehen. Somit war von Anfang an das Team um Alexander Kumptner und Ali Pasha bei den Entwurfsmeetings dabei. Wir haben zum Beispiel die Form der Tische gemeinsam soweit optimiert, dass maximal viele Speisen auf minimaler Fläche Platz haben.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Projekt?


Jeder, der schon einmal Teil eines Planungs- und Bauprozesses war, weiß, dass nie ein gerader Weg von der ersten Idee bis zur Fertigstellung führt. Aber das ist auch gut so, denn der Prozess zeigt viel auf, was man vor Beginn des Projekts noch nicht gesehen hat oder sehen konnte. Die eigentliche Kunst des Planens besteht darin, diese neuen Erkenntnisse in die Architektur einfließen zu lassen, ohne aber diese zu verwässern.

Die Barfront wurde mit mehr als 350 Glasprismen versehen, die eigens für das Projekt angefertigten wurden. (Foto: Mato Johannik)
Wie gliedert sich dieser Entwurf in die Reihe der weiteren Projekte des Büros ein?


Solche Projekte sind immer etwas Besonderes für uns, da sie eine starke Wirkung nach außen haben. In Wien ist dieser Kunde sehr wichtig in der »Szene« und ein gemeinsam umgesetztes Projekt damit ein Aushängeschild auch für uns. Gerade im Privatsegment, in dem wir sonst sehr stark tätig sind, sind Privatsphäre und Anonymität sehr wichtig, weshalb Publikationen immer schwierig sind. Darum erhalten die Projekte leider oft weniger Aufmerksamkeit. Everybody’s Darling war ein Meilenstein, der uns sicher hilft, uns einen guten Ruf sowohl als entwurfsstarkes Büro als auch als Umsetzer zu erarbeiten.

Inwiefern reagiert die Gestaltung auf die aktuelle soziale, ökologische oder ökonomische Lage oder ist von ihr beeinflusst?


Die hochwertige Verarbeitung durch einheimische Handwerker gepaart mit Designikonen verleiht der Tagesbar die Wertigkeit und Wiedererkennbarkeit längst vergangener Tage. Die einzigartige Barfront mit 350 Glasprismen spiegelt den Raum, lässt ihn erscheinen und verschwinden zugleich. Die organisch schwarze Tree Lamp der Firma Bocci, die speziell für das Projekt angefertigt wurde, schwebt wie ein Blätterdach über der Bar.

Nahaufnahme der Barfront (Foto: Mato Johannik)
Welches Material oder Produkt spielt eine bedeutende Rolle in diesem Projekt?


Das Projekt zeichnet sich durch die zahlreichen Sonderlösungen aus – die Bar mit den mehr als 350 Glasprismen, die den Raum illuminieren, haben wir gerade angesprochen und auch die Sonderanfertigung der seltenen Bocci-Tree-Pendelleuchte.

Grundriss Erdgeschoss
Bauwerk
Everybody’s Darling Tagesbar
 
Standort
Tuchlauben 11, 1010 Wien           
 
Nutzung
Restaurant und Bar
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
privat
 
Innenarchitektur
The Black Square Planungs GmbH, Wien
DI Verena Hochrainer, Harald Klune und Nina Kitzweger
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Fotos
Mato Johannik

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