Wie bauen wir morgen?

Manuel Pestalozzi
20. 4月 2022
Der neue Hauptsitz der Firma Grüne Erde in Scharnstein wurde aus natürlichen heimischen Baumaterialien errichtet und erhielt eine Dämmung aus Schurwolle. Der Bau ist zu über 99 Prozent erdölfrei. (Foto © Grüne Erde)

 

Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) und der Österreichische Ingenieur- und Architekten-Verein (OIAV) haben gemeinsam einen neuen Architekturpreis ins Leben gerufen: den INA Award, ein Preis für Innovation und Nachhaltigkeit in der Architektur. Unterstützt wurde die erste Ausgabe von namhaften Unternehmen aus der Immobilienbranche und der Industrie. Die Jury unter dem Vorsitz der französischen Architektin Dominique Gauzin-Müller, Honorarprofessorin der UNESCO am Lehrstuhl für Lehmarchitektur, Baukultur und Nachhaltigkeit in Straßburg, hatte auf Anhieb 70 Projekte zu begutachten. Diese wurden in vier Kategorien eingeteilt, von denen drei fertiggestellte Bauten betrafen und eine visionäre Ideen. Folgende Preisträger wurden gekürt:

 

Kategorie »Bauraum Arbeit«
terrain: integral design, Hauptsitz von Grüne Erde, Scharnstein

Kategorie »Bauraum Wohnen«
Zeininger Architekten, Smart Block Geblergasse, Wien

Kategorie »Ideenraum«
Klara Jörg, Communal Power Plant

Kategorie »Freiraum« (Anerkennung)
Peter Thalbauer, MGG22, Wien

 

Der Smart Block Geblergasse in Wien wurde als bester Wohnbau ausgezeichnet. (Foto © Lisi Zeininger)

Der neue Hauptsitz des Unternehmens Grüne Erde, das sich auf den Handel mit ökologischen Produkten spezialisiert hat, gilt als energieneutral. Das Gebäude wurde vom Büro terrain: integral design gestaltet. Es besteht aus natürlichen heimischen Baumaterialien und wurde mit Schurwolle gedämmt. Erdwärme und Solarenergie tragen dazu bei, dass es zu über 99 Prozent erdölfrei ist und vollständig mit erneuerbaren Energien, die lokal gewonnen werden, betrieben wird.

Als bester Wohnbau wurde der Smart Block Geblergasse in Wien ausgezeichnet. Die Anlage verfügt über eine auf Solar- und Geothermie basierende Energieversorgung, die schrittweise für den Block aus Gründerzeit im 17. Bezirk realisiert wurde und wird. Ziel ist es, ein dezentrales Anergienetz für insgesamt 18 Liegenschaften aufzubauen. Den erfolgreichen Auftakt bilden zwei unmittelbar benachbarte Bestandsgebäude, die um das Jahr 1865 errichtet wurden. 

Klara Jörg schlägt mit dem Projekt Communal Power Plant die Integration erneuerbarer Energieproduktion in europäischen Städten mit Kohlebergbaugeschichte vor. Neue Räume für die Gemeinschaft bilden dabei, wie der Name schon sagt, punktuelle Interventionen im städtischen Gefüge und unterstützen die lokale Infrastruktur durch die Produktion erneuerbarer Energie. Die Interventionen sind also soziale Katalysatoren und Kraftwerke gleichzeitig.

Das Wohnquartier MGG22 mit insgesamt 160 Einheiten befindet sich an der Wiener Mühlgrundgasse. Das Projekt begann mit der Gründung einer sogenannten Grundbesitzergruppe, der die Besitzer dreier benachbarter Grundstücke angehören. Die Teilung ihres gemeinsamen Areals in vier Baufelder war der nächste Schritt. Drei davon (zwei im Baurecht, eines im eigenen Besitz) wurden von der Genossenschaft Neues Leben als Bauträger entwickelt, auf dem vierten realisierte der Initiator Norbert Mayr mit M2plus zwei Häuser. Das Wohnquartier als Ganzes bietet ein über die Herausforderungen der Klimakrise hinausgehendes gesellschaftliches Szenario.

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