Architektur in den Weinrieden

Steven Holl Architects
27. mei 2022
Foto: Hertha Hurnaus

 

Dieses Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.

 

Herr Holl, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe? 

Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren am Ensemble des Loisiums in Langenlois. Die Erweiterung ist das dritte Gebäude der Anlage, das wir verwirklichen konnten. Es besteht eine besondere Beziehung zu den 900 Jahre alten Weinkellern des Ortes, die wir zuerst im Weinzentrum (2003), dann in einem ersten Hotel (2005) und jetzt im Erweiterungsbau berücksichtigt haben. Statt unter, in oder auf der Erde erheben sich die Gewölbe über der Erde.

 

Skizze: Steven Holl Architects
Diese Aufnahme zeigt die Anlage des Loisiums: rechts das markante Besucherzentrum (2003), in der Mitte das erste Hotel (2005) und links das zweite (2021). (Foto: Hertha Hurnaus)
Das Ensemble inmitten einer beeindruckenden Kulturlandschaft blendet die Unbilden der Siedlungsentwicklung weitgehend aus. (Foto: Hertha Hurnaus)
Welche Inspiration liegt Ihrem Projekt zugrunde?


Das Konzept für den Erweiterungsbau mit 30 Zimmern knüpft mittels vorgefertigter Gewölberäume an die ursprünglichen Weinkeller an. Nachdem die angrenzenden Grundstücke zu stark bebaut wurden, hofften wir, einen Erweiterungsbau zum Weinberg hin zu errichten und zusammen mit dem bestehenden Hotel und dem Weinzentrum eine Weinwelt zu bilden.

 

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


In Langenlois, eine Stunde westlich von Wien, auf einem sanft nach Süden hin abfallenden Weinberg gelegen, zelebrieren das Loisium Hotel und das Weinzentrum das reiche lokale Erbe eines alten Weinkellersystems. Der Stadtgrundriss von Langenlois basiert auf diesem historischen unterirdischen Netzwerk, das 900 Jahre alte steinerne Gänge umfasst. Daher ist die Architektur ein einzigartiger Ausdruck des Ortes und der besonderen Weinkultur.

 

Die Betonstruktur ist in den Innenräumen erlebbar. (Foto: Hertha Hurnaus)
Wie haben Sie den Erweiterungsbau in das bestehende Ensemble eingepasst?


Bei den ersten beiden Gebäuden des Loisium-Komplexes haben wir versucht, eine analoge Beziehung zur Geometrie der Weinkeller herzustellen, wobei das Weinzentrum in den Weinberg eingefügt ist und das Hotel darüber auf die verzweigte Morphologie der Gewölbekeller Bezug nimmt. Zusammen repräsentieren diese drei Elemente drei Grundtypen von Architektur: unter, in und über der Erde. Nun erhebt sich die Architektur über die Erde mit einer Gewölbegeometrie, die sich auf die historischen Keller bezieht. In den Räumen in den obersten Stockwerken ist die Inspiration der Kellergewölbe spürbar.

 

Aus den 30 Zimmern des neuen Hotels haben die Besucher*innen wunderbare Ausblicke in die Landschaft rundherum. (Foto: Hertha Hurnaus)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die Dächer und Wände des Erweiterungsbaus sind mit Rheinzink verkleidet. Das matte Material ist vorbewittert, um mit der Landschaft und dem Himmel zu verschmelzen. Große Glasflächen gewähren Ausblicke aus den Hotelzimmern in die Landschaft rundherum mit ihren schönen Weinbergen und auf das bestehende Hotel sowie das Besucherzentrum. Die Betonstruktur ist in den Innenräumen erlebbar – ein wunderbares taktiles, haptisches und materielles Erlebnis.

 

Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Längsschnitt
Bauwerk
Erweiterung des Loisium Hotels
 
Standort
Langenlois
 
Nutzung
Hotel mit 30 Zimmern, Sitzungsräumen und Konferenzzentrum
 
Bauherrschaft
Loisium Langenlois Besitz GmbH
 
Architektur
Steven Holl Architects, New York und Peking
Steven Holl, Noah Yaffe, Lourenzo Amaro de Oliveira, JongSeo Lee, Ruoyu Wei und Lucas Almassy
 
sam-architects mit Irene Ott-Reinisch, beide Wien
Irene Ott-Reinisch, Franz Sam, Gregory Holzinger, Karin Sam und Daniel Wohlschlager
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Fotos
Hertha Hurnaus

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