Zwei Häuser für Kinder

ARGE Tabernig-Zierl
15. juli 2022
Der neue Kindergarten von Fulpmes in Tirol bietet Platz für 160 Kinder. Die Räumlichkeiten wurden auf zwei Gebäude aufgeteilt, wodurch sich die Anlage besser in ihre kleinteilige Umgebung einpasst. Das nördliche Gebäude auf dem Hanggrundstück überblickt das südliche. (Foto: Christian Flatscher)
Herr Zierl, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Auf einem direkt an die Volks- und Hauptschule angrenzenden, lang gezogenen und in Nord-Süd-Richtung stark abfallenden Gelände sollte ein Neubau für einen Kindergarten mit acht Gruppen errichtet werden. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen wollten wir mit unserem Projekt sowohl für die Nachbarbauten als auch für den Kindergarten eine möglichst optimale Belichtungssituation gewährleisten. 

Der Hauptzugang und die gemeinsamen Bereiche wie Mittagstisch und Verwaltung liegen in einer massiven Sockelzone, jeweils vier Kindergartengruppen sind in zwei in sich autarken und versetzt nebeneinander angeordneten Baukörpern untergebracht, die in Holzbauweise errichtet wurden. Damit konnte zum einen der Wunsch der Betreiber*innen nach zwei getrennten Einheiten erfüllt werden, zum anderen fügt sich der Neubau durch die Aufgliederung des Volumens in zwei Häuser in das kleinteilig strukturierte Umfeld ein. Indem der nördliche Baukörper erhöht auf dem Sockel steht, konnte dort die Belichtungssituation wesentlich verbessert werden. 

Zwischen der bestehenden Mittelschule und dem neuen Kindergarten (Foto: Christian Flatscher)
Die beiden Baukörper sind zueinander versetzt angeordnet. Über die Sockelzone sind sie miteinander verbunden. Dort befinden sich die gemeinsamen Bereiche, etwa der Mittagstisch. (Foto: Christian Flatscher)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Ein Kindergarten mit acht Gruppen, also für nicht weniger als 160 Kinder, ist für das pädagogische Personal herausfordernd. Durch die Aufteilung in zwei Häuser mit je vier Gruppen und zwei Ebenen gestaltet sich der Kindergartenbetrieb weniger stressig und wesentlich ruhiger. Weiters war es uns ein Anliegen, jedem Gruppenraum Belichtung von zwei Seiten sowie Zugang zu einer Patschenterrasse zu ermöglichen.

Bewegungszone in der Mitte der Anlage (Foto: Christian Flatscher)
Leseecke (Foto: Christian Flatscher)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die angesprochene Hanglage des Grundstücks haben wir ausgenutzt, um den beiden Kindergarteneinheiten und dem Allgemeinbereich jeweils ebenerdig vorgelagerte, differenzierte Frei- und Spielbereiche zu geben. Im Südwesten befindet sich eine große Spielwiese, und vor dem Mittagstisch liegt eine geschützte Terrasse. Im Norden entstand ein schattigerer Spielplatz, und auf der Dachterrasse zwischen den beiden Baukörpern gibt es einen Spielhof mit Sitzstufen und integrierten Hochbeeten als Übergang zum Hang.

Die differenziert gestalteten Außenspielbereiche erstrecken sich über mehrere Ebenen. (Foto: kammerlander.photo)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Nach dem Wettbewerb stellte sich heraus, dass der Baugrund extrem schlecht geeignet ist. Eine aufwendige Bohrpfahlwand war notwendig, um den Hang bebauen zu können. Diverse Änderungen an den Plänen und die Reduktion der hangseitigen Kubatur sowie eine akribische Abstimmung mit den Expert*innen für Geotechnik machten es möglich, die Baukosten trotzdem im Budget zu halten.

Zwischen den beiden Gebäuden liegt eine Terrasse. (Foto: kammerlander.photo)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Wir durften in den letzten Jahren mehrere Kindergärten beziehungsweise Bildungseinrichtungen planen. Beim Vergleich der Projekte lassen sich trotz ähnlicher Raumprogramme die verschiedenen Konzepte ablesen, die durch die Topografie, die Umgebung und den Umgang mit Bestand entstanden sind.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Von oben nach unten: Längs- und Querschnitt
Bauwerk
Kindergarten Fulpmes
 
Standort
6166 Fulpmes
 
Nutzung
Kindergarten
 
Auftragsart
Architekturwettbewerb
 
Bauherrschaft
Gemeinde Fulpmes
 
Architektur
ARGE Tabernig-Zierl Architekten: Arch. DI Martin Tabernig mit Architekt Alois Zierl ZT GmbH, beide Innsbruck
Mitarbeiterinnen: DI Marika Atzwanger, DI Elisabeth Geisler und DI Katharina Wilhelm
 
Fachplaner
Statik: ZSZ Ingenieure ZT GmbH, Innsbruck
Haustechnik: Ingenieurbüro A3, Innsbruck
Bauphysik: Fiby ZT GmbH, Innsbruck
 
Bauleitung
Metaform, Fulpmes
 
Jahr der Fertigstellung
2021
 
Gebäudevolumen
6684 m3
  
Maßgeblich beteiligte Unternehmer 
Baumeister: Baumeister Goidinger GmbH, Wattens
Elektriker: Elektro Schiller, Innsbruck
Schwarzdecker: IAT GmbH, Kematen
Haustechnik: Auer Haustechnik GmbH, Fulpmes
Fenster: Freisinger Fensterbau GmbH, Ebbs
Aufzüge: Schindler Aufzüge, Innsbruck
Trockenbau: Baierl & Demmlhunber GmbH, Wien
Innentüren: Suntinger & Wallner GmbH, Rangersdorf
Zimmerei: Zimmerei Haas, Neustift, und Johann Huter & Söhne, Innsbruck
Einrichtung: Tischlerei Grübler, Graz
Sonnenschutz: Ennemoser, Innsbruck
Bodenbeläge: Firma Platter-Norbert Hinterlechner, Mieders
Troyer Fliesen und Marmor GmbH, Innsbruck
 
Fotos
Christian Flatscher, Innsbruck, und kammerlander.photo, Kufstein

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