Klima- und denkmalgerechte Sanierung für das Otto-Wagner-Spital?

Manuel Pestalozzi
31. mei 2021
Bis heute erscheint die bauhistorisch wertvolle Anlage auf der Baumgartner Höhe als Gesamtkunstwerk. Otto Wagner kümmerte sich bei der Gestaltung einst um jedes Detail. (Foto: Haeferl via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 AT)

Die bis heute integral erhaltene Anlage wurde 1907 als »Niederösterreichische Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke Am Steinhof« eröffnet. Sie umfasst 26 Krankenpavillons und Nebengebäude, die am Südhang des Gallitzinbergs terrassenförmig zu beiden Seiten einer Mittelachse angeordnet sind. Auf dieser sind hangaufwärts mehrere Bauten positioniert. Von unten nach oben sind das im Einzelnen das Verwaltungsgebäude, welches einen Vorplatz in Art eines Ehrenhofs U-förmig umschließt, das hinter einer breiten Rampe und einer Freitreppe errichtete Gesellschaftshaus, das »Jugendstiltheater«, der Küchenbau und zuoberst schließlich das wohl berühmteste Bauwerk, die Kirche zum Heiligen Leopold mit ihrer vergoldeten Kuppel.

Diese historische Aufnahme aus dem Jahr 1932 zeigt die Anlage mit ihrer charakteristischen Mittelachse und den Prachtbauten. (Foto: ETH-Bibliothek, PD)

Die zuständigen Instanzen sind zur Ansicht gelangt, dass die Jugendstil-Bauten kaum noch aktuellen Sicherheits- und Energiestandards entsprechen. Eine Machbarkeitsstudie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz erstellt wurde, zeigt nun, was sanierungs- und energietechnisch im Einklang mit den Vorgaben des Denkmalschutzes möglich wäre. Anlass für die Studie bot die schrittweise Aufgabe der ursprünglichen Nutzung als Krankenhaus seit 2020 und die für 2025 geplante Ansiedelung der Central European University (CEU).

Grundsätzlich wäre die Anlage eigentlich gut für das Ziel der CO2-Neutralität vorbereitet: Das gesamte Areal wird mittels Fernwärme beheizt. Im Boden verlaufen schon Heißdampfleitungen. Diese sind allerdings in schlechtem Zustand und müssten erneuert werden. Das erscheint den Verantwortlichen zu teuer. Stattdessen wird darum jetzt eine Plus-Energie-Areal-Strategie vorgeschlagen: Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten, also einem mineralischen Baustoff, denkmalgerechter Fensterersatz, Einbau einer mechanischen Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Ringgrabenkollektoren und Tiefenbohrungen sollen für die nötige Wärme sorgen, Photovoltaikanlagen auf dem Dach Strom für Wärmepumpen, Haustechnik und Beleuchtung erzeugen.

Das Projekt und insbesondere seine angestrebte Energiebilanz machen einen überaus ambitionierten Eindruck. Es bleibt zu hoffen, dass auch im Innern der Bauten die Handschrift Otto Wagners erhalten und spürbar bleibt. Die zunächst hohen Investitionen seien durch die Reduzierung der Energiekosten um 91 Prozent bereits nach fünf Jahren amortisiert, frohlockt einer der Studienautoren. Der Ball liegt nun bei der Stadt Wien und der CEU.

Andere artikelen in deze categorie