Schlussstein im Stadtwerke-Areal – das neue Institut für Pharmazie

Berger+Parkkinen Architekten
24. 七月 2021
Foto: Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Eine besondere Herausforderung lag in der Frage, wie das neue Institutsgebäude für Pharmazie (Haus D) das besondere Merkmal von Haus C nebenan und der drei Schwestergebäude auf dem Stadtwerke-Areal aufnehmen beziehungsweise interpretieren könnte: Die auskragenden Teile all dieser Gebäude besitzen wellenförmige Spiegeluntersichten. Unsere Antwort lag schließlich darin, nicht die Form, aber das Konzept zu übernehmen.

Foto: Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Typologisch ähnelt das Erdgeschoss einer dreischiffigen »Basilika«, wobei die westliche Stützenreihe nicht unter der Fassade steht, sondern eingerückt der schrägen Linie der alten Grundstücksgrenze folgt. Dadurch nimmt die Eingangshalle eine konische Form an – mit einer Reihe unterschiedlicher Bögen. Zudem erhält auf diese Weise auch die Auskragung über dem Vorplatz eine konische Form. Diese kleine Schräge bricht das strenge System der Pfeiler auf und stellt eine formale Verbindung zur Architektur des Hauses C her. Besonders hervorgehoben wird diese Dynamik durch hohe Bögen im Bereich der Treppenhäuser, die den Übergang vom Sockel in die Etagen von außen lesbar machen.

Bei der Ausführung der Putzfassaden haben wir außerdem viel Wert auf Ökologie gelegt. Wir entschieden uns für traditionelle Putztechniken mit mehrlagigem Dickputz auf Mineralwolledämmung. Der hochwertigen Anstrich basiert außerdem auf Wasserglas. Aufgrund der handwerklichen Fertigung ist die Struktur leicht unregelmäßig. In Verbindung mit dem Farbauftrag gibt dies der Fassade eine angenehme Plastizität. Zudem ähnelt sie stark den traditionellen Hausfassaden der Umgebung.

Foto: Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten
Foto: Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die Medizinische Privatuniversität Paracelsus (PMU) in Salzburg wurde im Jahr 2004 gegründet. 2017 konnte das Curriculum um das Studium der Pharmazie erweitert werden. Um den neuen Studenten Raum zu bieten, musste pünktlich zum Sommersemester 2018 ein neues Instituts- und Laborgebäude zur Verfügung stehen. Nachdem Fortzug einer Druckerei aus der unmittelbaren Nachbarschaft stand ein ideales Grundstück für einen Neubau zur Verfügung. 

Das Konzept der Labors und Institutsräume sollte als Weiterführung des 2013 fertiggestellten und ebenfalls von uns geplanten Institutsgebäudes (Haus C) auf der gegenüberliegenden Straßenseite angelegt werden. Die Ähnlichkeiten hinsichtlich der Typologie der Labor- und Institutsräume sind daher nicht zufällig. 

Auf dem Stadtwerke-Areal kontrastieren die transparenten Sockelgebäude mit den geschlossenen Obergeschossen. Die Landschaft und der öffentliche Raum scheinen die Häuser zu durchdringen. Diese Idee eines halböffentlichen Sockelgeschosses wird beim Institutsgebäude für Pharmazie (Haus D) mit der Anlage der urbanen Typologie einer großen Säulenhalle weitergeführt. Deren Zentrum nimmt ein »Amphitheater« ein. Umgeben von Glaswänden bildet es das transparente Herz des Hauses. Die massiven Bögen und Pfeiler überspannen das gesamte Erdgeschoss und verbinden die verschiedenen Bereiche: das Auditorium, die Seminarsäle, den Foyerbereich und die Treppenhäuser. Die gläsernen Wände lassen alle Teile in einem offenen Raumverbund verschmelzen.

Ein deutlicher Rücksprung des Gebäudes im Osten ab dem 3. Obergeschoss wirkt wie eine diagonale Spiegelung des westlichen Rücksprunges der Arkade zum Vorplatz. Beide regeln die Maßstäblichkeit des Baukörpers und ermöglichen die Eingliederung in den Kontext. Zugleich bieten sie den Nutzern des Hauses in Form der Arkade beziehungsweise einer Terrasse willkommene Freibereiche. 

Foto: Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Ebenso wie beim Haus C kommt den beiden Haupttreppen eine große Bedeutung zu. Besonders die große Stiege 1 haben wir als Kommunikationsraum geplant. Die klare Struktur des Gebäudes zielt auf ein hohes Maß an Nachhaltigkeit ab: Lediglich die statisch unbedingt notwendige Struktur ist unveränderlich, alle Trennwände und die gesamte Raumaufteilungen sind hingegen flexibel ausgeführt. Bei späteren Nutzungsänderungen können leicht Anpassungen vorgenommen werden. Dieses Prinzip wurde auch bei der Planung der Labor- und Gebäudetechnik verfolgt. Alle Labors sind in den Obergeschossen untergebracht. Sie bedingen die innere Struktur des Gebäudes mit seinen funktionellen, großen Trakttiefen. Vorlesungs- und Übungsräume sowie Büros für die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Verwaltung ergänzen das Programm. 

Foto: Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss 3. Obergeschoss
Bauwerk
Institutsgebäude für Pharmazie
Pharmazeutisches Instituts- und Laborgebäude (Haus D), Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU)
 
Standort 
Strubergasse 15, 5020 Salzburg
 
Nutzung
Pharmazeutisches Instituts- und Laborgebäude
 
Bauherrschaft
Paracelsus Medizinische Privatuniversität
 
Architektur
Berger+Parkkinen Architekten, Wien
Alfred Berger und Tiina Parkkinen
 
Fachplaner 
Landschaftsarchitektur: Lindle+Bukor Atelier für Landschaft, Wien
Statik: Marius Consulting ZT GmbH, Salzburg
Haustechnik: Karres Technisches Büro GmbH, Salzburg       
Bauphysik: Ing. Rothbacher GmbH, Zell am See
Brandschutz: IBS-Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung GmbH, Linz
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Auszeichnung
The Plan Award 2020 (Shortlist), Kategorie: Education
 
Fotos 
Hertha Hurnaus | Berger+Parkkinen Architekten

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