Revitalisierte Spätmoderne – die Umgestaltung des Campus der Pädagogischen Hochschule Tirol

Manuel Pestalozzi
20. 五月 2022
Im Süden der Anlage in dem stark von Durchgangsverkehr und Gewerbe geprägten Innsbrucker Quartier ist ein kleiner Park angelegt worden. Er macht aus ihr einen wahren Campus. (Foto © Zooey Braun)

 

Die Pädagogische Hochschule Tirol ist seit 1976 in einem Bau südlich des Stadtzentrums von Innsbruck untergebracht. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft befinden sich Bahnanlagen und die Inntal- sowie die Brennerautobahn. Gleich nebenan steht außerdem der Bahnhof der Stubaitalbahn. Der modernistische Baukomplex wurde von Brigitte und Rupprecht Ottel entworfen. Anfänglich diente die Anlage auch als Pressezentrum für die Olympischen Spiele von 1976. 

Da die alten Bauten nach Auffassung der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) nicht mehr den heutigen Anforderungen einer tertiären Lehrerbildungseinrichtung entsprachen und man die zuvor im Stadtgebiet verstreuten Abteilungen (Fort- und Weiterbildung sowie die Praxisvolksschule) gerne ins Areal integrieren wollte, fand 2012 ein EU-weiter, offener, einstufiger Realisierungswettbewerb statt. Dieser wurde vom Architekturbüro ARSP mit Studios in Dornbirn, Innsbruck und Stuttgart gewonnen. Es überzeugte mit einem Entwurf, der die vorgefundenen Qualitäten des Bestandes aufnimmt, weiterdenkt und auf die aktuellen Anforderungen der Schul- und Hochschullandschaft reagiert.

 

Der Campus ist in ein sehr heterogenes Umfeld eingepasst. (Lageplan: ARSP Architekten)

Nach dem Konzept des Siegerprojekts wurde auf dem Areal eine Art Hybrid realisiert: Rund die Hälfte der Bestandsbauten blieb erhalten, neue Gebäude ergänzen den Campus. »Zum einen fiel diese Entscheidung aus Gründen der Ressourcenschonung, ein Komplettabriss ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Zum anderen haben wir Respekt vor dem Bestand. Die Gebäude sollen als Kinder ihrer Zeit weiterbestehen. Sie sind seit Jahrzehnten Identifikationspunkte des Stadtquartiers«, kommentiert Frank Stasi, Architekt und Mitgründer von ARSP, das Vorgehen.

 

Die skulpturalen Treppenhäuser in den neuen Gebäuden zitieren die jener Bauten, die diese ersetzen. (Foto © Zooey Braun)

Heute verteilen sich die rund 24000 Quadratmeter Nutzfläche auf ein rundum verglastes und leicht wirkendes Sockelgeschoss, auf dem vier jeweils viergeschossige Baukörper aufsitzen. Zwei davon sind Bestandsgebäude, zwei haben ARSP Architekten neu entwickelt. 

Im Erdgeschoss sind sämtliche gemeinschaftlich genutzten Bereiche wie Aula, Mensa, Bibliothek und Hörsäle untergebracht. Die aufgesetzten Baukörper nehmen jeweils eine spezifische Nutzung auf: Verwaltung, Praxisschulen sowie Räume für Sonderunterricht und Seminare. Im Süden des Campus befinden sich die alten Sporthallen und ein Schwimmbad. Diese Bauten ließen ARSP Architekten sanieren.

Doch zurück zu besagtem Sockelgeschoss: Dessen Dachflächen sind begehbar. Sie dienen als zusätzliche Aufenthaltsräume und ermöglichen eine schnelle Durchquerung des Campus. Dass die Hochschule mit ihren einzelnen Gebäudeteilen als Einheit wirkt, ist vor allem der Fassadengestaltung zu verdanken. ARSP Architekten entwickelten eine Gebäudehülle aus gekantetem und fein perforiertem Aluminiumblech, die alle Gebäudeteile umschließt, sie miteinander verbindet und so den Campus-Gedanken stärkt. 

Die Revitalisierung zeigt in einem gewissen Sinne die Resilienz der Spätmoderne. Ihre Bauten lassen sich so modifizieren und bauphysikalisch optimieren, dass ein Endresultat entsteht, welches nach wie vor die ursprünglichen Qualitäten erkennen lässt und als in sich stimmige Einheit in Erscheinung tritt.

 

Im Zuge der Erweiterung wurden auch zusätzliche Hörsäle geschaffen. (Foto © Zooey Braun)

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