Eine lebenswerte Zukunft für alle

M&S Architekten
14. Juni 2024
Der Lebenscampus Wolfganggasse ist von Wiens großen Gemeindebauten inspiriert, von ihren international wertgeschätzten skulpturalen und räumlichen Qualitäten. (Foto: Daniel Hawelka)
Herr Seethaler, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Der Bauplatz befindet sich an der Biegung des Gürtels, also unmittelbar an einer Hauptverkehrsader Wiens. Das verlangte nach einem prägnanten, aus großer Entfernungen wirksamen Gebäude mit Landmark-Charakter.

Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Die nahen Gemeindebauten wie der Reumannhof, der Matteoti Hof und das Fuchsfeld mit ihren herausragenden skulpturalen und räumlichen Qualitäten waren die wesentlichen Inspirationsquellen.

Der Komplex befindet sich direkt am Gürtel. Architektonisch kam es darum auf eine gute Fernwirkung an. (Foto: Daniel Hawelka)
Die Gebäudeteile fassen einen geschützten Hofraum. (Foto: Daniel Hawelka)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der begrünte Kopfbau kann als Hochpunkt des »Gürtelwaldes« verstanden werden. Darüber hinaus versuchten wir, in verschiedenen Maßstäben zu arbeiten: einerseits im großstädtischen Maßstab des Gürtels, andererseits in jenem der von den eben genannten Gemeindebauten geprägten näheren Nachbarschaften.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die Nutzenden den Entwurf beeinflusst?


Die Einbindung einer Ausbildungsstätte mit Werkstätten und Schulungsräumen für benachteiligte Jugendliche in ein Wohnhaus war der aufregende Ausgangspunkt. Des Weiteren beschäftigten wir uns detailliert und in enger Zusammenarbeit mit Soziologen mit den Bedürfnissen von getrennt lebenden und alleinerziehenden Personen. Unser Ziel war es, baulich deren Problemen und Anforderungen gerecht zu werden. Eine der Lösungen, die wir dafür entwickelt haben, sind die vielen kleinmaßstäblichen Gemeinschaftsräume an prominentestem Ort mit einer schönen Aussicht über ganz Wien.

Der Bauplatz erfordert einen wirksamen Schutz vor Straßenlärm und Luftverschmutzung: Die Anlage verfügt über eine Filterschicht aus Pflanzen und Balkonen. (Foto: Daniel Hawelka)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Der großmaßstäbliche geförderte Wohnbau in Wien ist ein Fokus unseres Büros. Der Lebenscampus Wolfganggasse ist das neueste Bauwerk in einer langen Reihe: zu unseren Projekten gehören unter anderem das mit Bürgerbeteiligung in einem kooperativer Planungsprozess entworfene Wohnhaus und Hotel »Kabelwerk«, eine Wohnanlage im Entwicklungsgebiet »In der Wiesen Ost« und das Wohn- und Geschäftshaus mit Kindergarten »ERnteLAA«.

Der Lebenscampus bietet Wohnungen, die speziell für Alleinerziehende und in Trennung lebende Menschen gestaltet sind. Ergänzt werden sie durch verschiedene Gemeinschaftsräume. (Foto: Daniel Hawelka)
Foto: Daniel Hawelka
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Die spezielle Lage am stark befahrenen Gürtel mit dessen Emissionen erforderte eine Fassadenlösung, die schützt und filtert. Die massiven Brüstungen der umlaufenden Balkone bilden einen »Schallschatten«, die Grünfassade filtert Feinstaub aus der Luft.

Grundriss Erdgeschoss (© M&S Architekten)
Grundriss Regelgeschoss (© M&S Architekten)
Schnitt (© M&S Architekten)
Bauwerk
Lebenscampus Wolfganggasse 
 
Standort
Hermi Hirschweg 1, 1120 Wien
 
Nutzung
Geförderter Wohnbau mit Werkstätten und Seminarräumen 
 
Auftragsart
Wettbewerb
 
Bauherrschaft
WBV-GPA, Neues Leben
 
Architektur
M&S Architekten, Wien
Projektleitung: Bernhard Pawelka
 
Fachplaner 
Statik: Buschina & Partner, Wien
TGA: Kainer, Wien
Brandschutz: DI Erich Röhrer
Landschaftsplanung Yewo, Wien
 
Fertigstellung
2023 
 
Energiestandard 
Niedrigenergiehaus
 
Fotos
Daniel Hawelka

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