Zentralklinikum Hochrhein – in Süddeutschland startet ein Großprojekt mit sechs Bauten
Ulf Meyer
29. mayo 2023
So könnte das neue Spital dereinst aussehen. (Visualisierung: © ATP architekten ingenieure, Baumschlager Eberle Architekten)
Die Büros ATP architekten ingenieure und Baumschlager Eberle planen mit der auf den Krankenhausbau spezialisierten Firma Vamed ein 350-Betten-Spital am südlichen Rand des Schwarzwalds.
In Albbruck, das am Fuße des Schwarzwalds und direkt am Rhein liegt, soll bis 2029 ein neues Zentralklinikum gebaut werden. Die Errichtung der Anlage ist das größte Bauvorhaben in der Geschichte des Ortes ganz im Süden des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. Die entscheidende Sitzung des Kreistags von Waldshut fand bereits am 19. April dieses Jahres statt. Dabei wurde beschlossen, den Auftrag an ein Team aus der Vamed Deutschland Holding (Generalplanerin) sowie den Büros ATP architekten ingenieure und Baumschlager Eberle zu vergeben. Gemeinsam werden sie das Krankenhaus mit 350 Betten bis 2025 planen. 2026 könnte der Kreistag dann den Baubeschluss fällen. Wenn alles wunschgemäß verläuft, wären die Bauarbeiten 2029 abgeschlossen. Die Kosten für die mehrjährige Planung belaufen sich auf rund 24 Millionen Euro.
Das Projekt ist nicht aus einem klassischen Architekturwettbewerb hervorgegangen, sondern aus einem sogenannten Partnering-Verfahren. Im Dezember 2020 hatte sich der Kreistag einstimmig für dieses Vorgehen entschieden. Die Verantwortlichen wünschten keine Wettbewerbe und keine Einzelvergabe für die sechs Bauten, sondern wollten die gesamte Anlage »aus einer Hand« erhalten. Davon erhoffen sie sich mehr Verlässlichkeit und vor allem weniger Konfliktpotenzial. Schlussendlich zeigt dies, welch große Skepsis gegenüber Architekturbüros und Bauunternehmen in Deutschland leider herrscht.
Die sechs Gebäude der neuen Klinik werden in eine Parklandschaft eingebunden. (Visualisierung: © ATP architekten ingenieure, Baumschlager Eberle Architekten)
Die Räumlichkeiten für Untersuchung und Behandlung der Patientinnen und Patienten sollen in den unteren Geschossen Platz finden. Die Zimmer werden darüber angeordnet. (Visualisierung: © ATP architekten ingenieure, Baumschlager Eberle Architekten)
Der Bauplatz befindet sich am Rheinufer und ist in unmittelbarer Nähe der Schweizer Grenze gelegen. Die Umgebung wird geprägt vom Mittelgebirge des Schwarzwalds, Äckern und bewaldeten Hügeln. Die Anlage wird aus insgesamt sechs Baukörpern bestehen – drei höheren und drei niedrigeren. Die Verantwortlichen hoffen, dass durch diese Konfiguration so etwas wie eine Stadt im Miniaturformat entsteht.
Auf den Visualisierungen wirken die höheren Bauten massiv, während die niedrigeren begrünte Fassaden haben. Dadurch entsteht ein Bezug zur Landschaft ringsherum – die Bauten liegen eingebettet in einen Park. Zusätzlich sollen Vor- und Rücksprünge der Fassaden die große Baumasse auflockern und für eine angenehme Maßstäblichkeit sorgen.
Die Untersuchungs- und Behandlungsräume sind in den unteren Geschossen vorgesehen. Die Zimmer für die Patientinnen und Patienten haben die Architekt*innen darüber angeordnet. Um Ausblicke, aber auch ein hohes Maß an Privatsphäre sicherzustellen, sind die Bauten versetzt zueinander positioniert. Es soll eine Umgebung geschaffen werden, die Kranken eine schnellere Gesundung ermöglicht.
Situation (© ATP architekten ingenieure, Baumschlager Eberle Architekten)
Die Anlage wird als besonders umweltfreundlich angepriesen. Konkret bedeutet das, dass die Fassaden der sechs Gebäude stark gedämmt sind. Begrünte Dächer und Fassaden sollen vor sommerlicher Überhitzung schützen. Mit zahlreichen Großgeräten, Sterilisation, einem hohen Brauchwasserbedarf, einer eigenen Küche sowie umfangreichen Heiz- und Kühlanlagen wird das Krankenhaus einen kolossalen Durst nach Energie haben. Ein großer Teil davon soll über eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe gestillt werden. Möglich werde das durch ein konsequentes Lastenmanagement, heißt es vom Planerteam. Zudem soll die Abwärme der vielen Gerätschaften genutzt werden.
Die Architekt*innen haben das Krankenhaus so gestaltet, dass es in einem Baukastensystem erweitert werden kann, falls dies zu einem späteren Zeitpunkt nötig wird.