Schlechte Zeiten für den Diskurs? Nicht ganz
Elias Baumgarten
9. 4月 2020
Foto: Aleksandar Pasaric via Pexels
Viele Träger des österreichischen Architekturgesprächs haben attraktive digitale Angebote aufgegleist. Wo lohnt sich das Vorbeisurfen? Drei Tipps.
Museen und Galerien sind geschlossen, Besichtigungen nicht mehr möglich. Symposien und Podien sind abgesagt. Viele Medien der Tages- und Fachpresse haben Kurzarbeit angemeldet. Buchbestellungen kommen mitunter erst verspätet an. Die Zeichen für einen lebendigen, fruchtbaren Architekturdiskurs stehen nicht gut. Zugleich haben wohl vielen von uns auch den Kopf gerade nicht immer frei für Debatten um Architektur: Die Kinder müssen beaufsichtigt werden, während gleichzeitig die Arbeit mit möglichst voller Produktivität fortgesetzt werden soll. Sorgen um Freunde und Angehörige, aber auch die wirtschaftliche Zukunft belasten. Und trotzdem: Die Krise zeigt mit größter Eindrücklichkeit, wie drängend viele Fragen sind, die uns schon vorher beschäftigt haben. Wie wollen wir künftig wohnen? Was brauchen wir wirklich? Wie kann vernünftiger und weitsichtiger mit Ressourcen umgegangen werden? Was können wir für den Klimaschutz tun? Wo soll Wertschöpfung stattfinden? Wie sind Gemeinwohl und individuelle Freiheit auszutarieren? Die aktuelle Krise sollte diese Debatten nicht ausbremsen, sondern mittelfristig befeuern.
Viele Institutionen, die bis anhin den österreichischen Architekturdiskurs gestalteten und moderierten, aktuell aber in ihrer Arbeit eingeschränkt sind, warten daher vermehrt mit digitalen Angeboten auf. Drei beispielhafte Surftipps:
- Das Haus der Architektur in Graz hat das virtuelle Programm »HDAheim« organisiert. Geboten werden Vorträge und Lektüretipps. Zudem werden Schätze aus dem Archiv präsentiert und Projekte aus der Reihe »Häuser schaun« nochmals eingehend beleuchtet.
Phineas Harpers Vortrag »Green is the new Black« gehört zum Online-Programm des Hauses der Architektur.
- Das Vorarlberger Architektur Institut (vai) dokumentiert das Institutsleben derzeit digital. Virtuelle Ausstellungsrundgänge werden auf Facebook und Instagram gezeigt. Bald sollen sie gesammelt auch auf der Website des vai verfügbar sein.
Verena Konrad über die virtuelle Schau »Vorarlberg – Ein Generationendialog«
- Auch das aut in Innsbruck setzt auf virtuelle Ausstellungen. So ist Material zur aktuellen Schau »widerstand und wandel. über die 1970er-jahre in tirol« online verfügbar. Ein Blick in die spannende Begleitpublikation (3 Kapitel) ist ebenso frei möglich. Da das aut wie viele andere Kulturinstitutionen Kurzarbeit anmelden musste und Unterstützung braucht, wäre schön, würden einige von Ihnen das Buch nach der Leseprobe online bestellen. Zudem finden Sie weitere interessante Vorträge auf der Website des aut.
Arno Ritter zum Online-Programm des aut
Wir selbst möchten den Austausch innerhalb der deutschsprachigen Architekturszene unterstützen. Darum organisieren wir ungezwungene Gespräche zwischen Architekt*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz via Skype. Sie können diese hernach in unseren Magazinen für die D-A-CH-Länder nachlesen.
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