Vorhandenes weiterbauen
Georg Bechter Architektur + Design
5. mei 2023
Foto: © Georg Bechter Architektur + Design
Georg Bechter hat ein großes Einfamilienhaus in Hittisau saniert. Bei Bedarf kann es nun in zwei Wohneinheiten unterteilt werden. Mit seinem neuen Schindelkleid wertet das Bauwerk das Ortsbild der Gemeinde im Bregenzerwald auf.
Herr Bechter, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
In unseren Augen ist das Bauen im Bestand eine interessante Aufgabe, auch wenn es häufig einfacher wäre, alte Häuser abzureißen und einen Neubau zu realisieren. Wenn uns die Nachhaltigkeit am Herzen liegt, sollten wir sehr viel mehr sanieren! Besonders der Umgang mit den vorhandenen Gegebenheiten und die Geschichte, die ein Gebäude erzählt, reizen uns. Sie machen ein Projekt erst zu dem, was es ist.
Im konkreten Fall fügt sich das neu mit einem Schindelkleid eingefasste Haus G, das wir behutsam saniert haben, gut in seine Umgebung im Bregenzerwald ein.
So sah der Bestand vor dem Umbau aus. (Foto: © Georg Bechter Architektur + Design)
Neu ist das Haus G in ein Schindelkleid gehüllt. (Foto: © Georg Bechter Architektur + Design)
Das Haus befindet sich am Ortseingang von Hittisau. Seine Gestalt ist prägend für die Gemeinde im Bregenzerwald. (Foto: © Georg Bechter Architektur + Design)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Die größte Inspirationsquelle für das Projekt am Ortseingang von Hittisau stellte das Vorhandene dar: Ein 1960er-Jahre-Gebäude, eine junge Familie und die Frage nach einem angemessenen Umgang mit dem Bestehenden prägten maßgeblich den Entwurf. Wir haben zum Beispiel die Erschließungszone an eine sinnvollere Stelle im Gebäude versetzt. So konnten wir den ehemaligen Treppendurchbruch als Luftraum über dem zentralen Wohn- und Kochbereich nutzen und neue Blick- und Raumbezüge schaffen.
In leichter Hanglage über der Straße begrüßt das Gebäude, das präsent an einer Abzweigung steht, die vorbeikommenden Menschen. Besonders der Ortseingang, aber eigentlich sogar das Ortsbild als Ganzes werden durch die Sanierung aufgewertet, und das neue Erscheinungsbild des Gebäudes, das dort »schon immer« stand, wurde von den Dorfbewohnern sehr positiv angenommen.
Foto: © Georg Bechter Architektur + Design
Foto: © Georg Bechter Architektur + Design
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?
Zwei Lehrer und ihre Kinder benötigten Wohnraum. Der großzügige Bestand aus den 1960er-Jahren konnte diesen mit Leichtigkeit bieten. Durch die Veränderung der Eingangssituation und damit auch die Versetzung des Treppenhauses konnten innen- und außenräumliche Qualitäten geschärft werden. Dieser Eingriff ermöglicht außerdem eine spätere Teilung des Gebäudes in einzelne, kompaktere Wohneinheiten. Zusätzlich gibt es einen bereits gedämmten Dachboden, der momentan noch als Spielwiese für die Kinder dient. Er kann zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls zum Wohnraum werden.
Zum einen galt es, ein energetisches Konzept für den ungedämmten Ziegelbau zu finden. Zum anderen wurden Vor- und Rücksprünge des bestehenden Hauses baulich gefasst und in eine kompakte Außenform integriert.
Durch die Verlegung der Erschließungszone ist ein hoher Wohn- und Kochbereich entstanden. Neue Blick- und Raumbezüge tun sich auf. (Foto: © Georg Bechter Architektur + Design)
Foto: © Georg Bechter Architektur + Design
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Der vorhandene Bestand hat das Projekt besonders beeinflusst. Heutzutage würde man ein Einfamilienhaus nicht mehr in dieser Größe realisieren, selbst dann nicht, wenn man den Wohnraum als Familie vielleicht sogar bräuchte. Denn einerseits wäre das finanziell kaum tragbar, andererseits könnte man dies ökologisch nur schwerlich rechtfertigen. Dank der Möglichkeit zur nachträglichen Aufteilung in zwei Wohneinheiten kann sich das sanierte Gebäude an seine Bewohner und deren Bedürfnisse anpassen und bietet so eine zukunftsorientierte Antwort auf die Entwurfsaufgabe. Außerdem zeichnet sich das Projekt durch einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen und durch gezielte Eingriffe in die bestehende Struktur aus, wodurch neue Qualitäten im Innen- und Außenraum entstanden sind.
Lageplan (© Georg Bechter Architektur + Design)
Grundrisse in Leserichtung: Unter-, Erd-, Ober- und Dachgeschoss (© Georg Bechter Architektur + Design)
Schnitte (© Georg Bechter Architektur + Design)
Sanierung Haus G
Standort
Hittisau
Nutzung
Einfamilienhaus
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Georg Bechter Architektur + Design, Hittisau
Projektleiter: Michael Flatz
Fachplaner
Statik: Plan Drei
Fertigstellung
2022
Fotos
Georg Bechter Architektur + Design