Die Stadt als Ausstellungsraum
Elias Baumgarten
21. augustus 2020
Foto: David Schreyer
Student*innen der Universität Innsbruck haben ihre Semesterarbeiten in der Stadt plakatiert. Mit ihrer erfrischenden Präsentation verwischten sie die Grenzen zwischen physischem und digitalem Raum, denn QR-Codes stellten die Verbindung zu einer umfangreichen virtuellen Ausstellung her. Damit machten sie auf eine Veränderung unserer Nutzung des öffentlichen Raums aufmerksam.
Die Folgen der Corona-Pandemie belasten uns noch immer. Schlechte Nachrichten über die nach wie vor rasante Verbreitung der Lungenkrankheit in anderen Teilen der Welt, aber auch über neue Ausbrüche in Europa sowie düstere Wirtschaftsprognosen und die damit verbundene Angst um Job und Wohlstand schlagen vielen aufs Gemüt. Doch die Krise hat nicht nur negative Folgen: Bisweilen bringt sie auch neue, kreative Ideen hervor. So zum Beispiel in Innsbruck: Weil die Student*innen des studios 2 des Instituts für Gestaltung der Architekturfakultät ihre Semesterarbeiten aufgrund der Schutzmaßnahmen nicht in geschlossenen Räumen ausstellen durften, plakatierten sie ihre Entwürfe kurzerhand überall in der Stadt. Und diese blieben so nicht nur wie sonst einem kleinen, akademischen Publikum vorbehalten, sondern wurden öffentlich zugänglich. Eine schöne Idee, die hoffentlich nach der Pandemie weiter Schule machen wird. Student*innen, die im Rahmen des Entwurfsstudios ihre Bachelorarbeiten schrieben, präsentierten ihre Projekte während einer gemeinsamen Radtour öffentlich vor den Säulen. Sie hatten für ihre Projekte gemeinsam mit ihren Betreuerinnen von Snøhetta, Janine Friedl und Simone Larch, Bauplätze in Innsbruck ausgesucht, in deren Nähe sie schließlich plakatierten.
Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Mensch und RaumDie Studierenden entwickelten über das Semester hinweg zunächst beispielsweise mit Techniken der 3D-Spieleindustrie virtuelle Welten, die in einem zweiten Schritt in Architekturentwürfe umgearbeitet wurden. Mit ihrer Ausstellung »Space Oddity« präsentierten sie ihre Ergebnisse in analoger Form an Litfaßsäulen. Zugleich wurden über QR-Codes auf den Plakaten weiterführende, digitale Informationen zugänglich gemacht. Die physischen Objekte wurden so zu Fragmenten des digitalen Raums im physischen. Damit wurde eine Veränderung in der Nutzung und Bedeutung des öffentlichen Raums reflektiert, kann man dort doch heute vielfach Menschen beobachten, die mit Kopfhörern ausgestattet und völlig auf ihre Handys, Tablets oder gar Laptops fixiert sind, sich quasi eher in der digitalen Welt aufhalten. Professorin Gabriela Seifert erklärt dazu: »›Space Oddity‹ beschreibt die derzeit umgekehrte Rolle des öffentlichen Raums. Die seltsame Leere des Stadtraums wird der (Hyper-)Aktivität im digitalen Raum gegenübergestellt.«
Während die Ausstellung in der Stadt bereits am 2. August zu Ende ging, kann man sie im auf Instagram weiterhin erleben.
Foto: David Schreyer
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