Am Hang

Juri Troy
20. Mai 2022
Foto: Lukas Schaller

 

Herr Troy, welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Ausschlaggebend für diesen Entwurf sind der Geländeverlauf sowie die Ausrichtung des Grundstücks. Es galt, den Höhenunterschied zwischen Straßen- und Gartenniveau zu überbrücken sowie sich von der Straße im Süden abzugrenzen und dennoch Südsonne ins Gebäude zu holen. Durch die um ein Halbgeschoss versetzten Stockwerke zieht sich die Erschließung entlang des Geländeverlaufs nach oben. Über zusätzliche Dachflächenfenster im Süden wird der Wohnraum allseitig von Licht durchflutet. Entlang der Ostseite des Baukörpers sind die Treppe und alle Nebenräume in einem Band angeordnet. Dadurch ist der Grundriss im Erdgeschoss nach Westen komplett frei. Das Haus kann sich über große Verglasungen zum Garten öffnen.

 

Foto: Lukas Schaller
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die Topografie des Grundstücks stellte den Ausgangspunkt für die Planung dar. Weil der besagte Höhenunterschied von einem Meter, wie eben erklärt, mittels Split-Level überbrückt wurde, lässt sich der Eingangsbereich ebenerdig vom Vorplatz betreten. Die Wohnräume werden durch den Höhensprung von den öffentlichen Flächen abgerückt und orientieren sich nach Westen zum privaten Garten.

 

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Der Wunsch der Bauherrschaft, auf einen Carport zu verzichten, aber dennoch im Trockenen ins Innere zu gelangen, führte zum charakteristischen auskragenden Volumen des Gebäudes. Das Bedürfnis, so viel Stauraum wie möglich direkt ins Gebäude zu integrieren, erfüllt ein Band mit Nebenräumen auf der Ostseite. Hier sind Garderobe, WC, HWR, Büro und Bad untergebraucht. Im Wohnbereich zieht sich das Band als Regal mit Sitznische weiter und entwickelt sich im Obergeschoss zu einer Schrankwand, die den Kinderzimmern zugeordnet ist. Der Kamin sollte außerdem als zentrales Element fungieren. In dem zweigeschossigen Wohnraum wirkt er als verbindender Körper. Er ist sowohl dem Esstisch als auch dem Wohnbereich zugewandt. Eine weitere Besonderheit ist schließlich das kleine Nebengebäude an der Ostfassade. Um sich nach der Gartenarbeit unter freiem Himmel abkühlen zu können, wurde dort eine Dusche eingebaut.

 

Foto: Lukas Schaller
Foto: Lukas Schaller
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Der Startpunkt für das Bauvorhaben war der Wunsch nach einem Einfamilienhaus mit drei Schlafzimmern. Die Platzbedürfnisse haben sich allerdings noch während der Entwurfsphase verändert. So wurde kurzerhand der Entwurf angepasst: Wir haben ein weiteres Kinderzimmer eingeschoben. Bei der Fertigstellung konnte das zusätzliche Zimmer gleich von dem neuen Familienmitglied bezogen werden. Das war schön mitanzusehen.

 

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Drei Materialien definieren das Äußere des Gebäudes: Holz, Faserbeton und Glas. Beton haben wir nur im Eingangsbereich und für den Keller eingesetzt. Die oberirdischen Geschosse sind als Holzriegelbau ausgeführt. Das sich den Hügel nach oben ziehende Erdgeschoss ist ostseitig mit Faserbetonplatten verkleidet. Dank der rahmenlosen FixFrame-Verglasungen öffnet sich die Wohnküche nach Norden und Westen frei in den Garten. Darüber erstreckt sich das Obergeschoss mit vertikaler Fichtenlattung. Das Innere des Gebäudes ist hell gehalten. Weiße Oberflächen leiten das Licht entlang von Decken und Wänden und treffen auf Möbel aus Weißtanne sowie weiß geöltes Eichenparkett. Der Kamin aus Faserzementplatten bildet den Bezug zum Außenraum und behauptet sich als eigenständiges, raumbildendes Element.

 

Grundriss von links nach rechts: Unter-, Erd- und Obergeschoss
Schnitte von oben nach unten: Längs- und Querschnitt
Bauwerk
S-Haus
 
Standort
2380 Perchtoldsdorf
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
Privat
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Juri Troy architects, Wien
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Fotos
Lukas Schaller

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