Riva Diva: Gemeinschaft und Rückzug, Fokus und Zerstreuung

LOVE architecture and urbanism
8. Dezember 2023
Foto: Sara Sera
Mark, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Manchmal ist es wie beim Kochen: Man bekommt gewisse Zutaten und zaubert daraus ein Menü. In diesem Fall waren dies erstens die ehemalige Chefetage einer ehrwürdigen Wiener Bank, zweitens eine repräsentative Adresse an der Wiener Ringstraße, drittens ein Bauwerk, das in den 1980er-Jahren komplett entkernt wurde – von dem also eigentlich nur noch eine historische Fassade übrig ist – und viertens ein junges, dynamisches, unkonventionelles, kommunikationsorientiertes und unhierarchisches Team einer ganz neuen Generation von Bondhändlern. 

Foto: Sara Sera
Foto: Sara Sera
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Euphorisch-optimistische Menschen sind immer eine Inspirationsquelle. Und das Team der CMTA besteht aus solchen Menschen. Sie haben eine neue und konkrete Idee für das Miteinander und eine klare Vorstellung von Zusammenarbeit. Sie schätzen das »Wir« und fühlen sich als Team. Sie sind außerordentlich kommunikationsorientiert und gleichzeitig sehr, sehr leistungsbereit. 

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der Ort gab einiges vor: So gibt es etwa entlang der Wiener Ringstraße, also an der historischen Fassade, Räume mit fake-historischer Anmutung: Wir fanden ein riesiges, zentral im Raum stehendes Teak-Bank-Chefetagenmöbel mit hohem Repräsentationscharakter vor, und in der anderen Raumhälfte befanden sich teure, aber recht bürgerliche Einbaumöbel. Die Idee, Wertvolles zu erhalten und das Übrige zugunsten einer vollkommen neuen Raumdynamik zu entfernen, lag nahe. 

Der Gedanke, das Möbel aus Teakholz konzeptionell zum Riva-Speedboot mit dem Glanz, der Dynamik und der Lebensleichtigkeit eines Adria-Sommers mutieren zu lassen, half sehr bei der Neuinterpretation und somit bei der räumlichen, inhaltlichen und atmosphärischen Neuprogammierung der gesamten Fläche.  

Foto: Sara Sera
Foto: Sara Sera
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Ein gutes und vor allem für die Arbeitsweise eines Unternehmens adäquates Office-Layout zu schaffen, ist Kern des Architektenberufsbildes. In diesem Fall ging es um kommunikationsorientiertes Arbeiten, ein hohes Maß an informellem Austausch und viel Platz für Teambuilding; es ging um hohe atmosphärische Qualitäten einerseits und andererseits auch um das Arbeiten unter Druck, um High-Speed-Informationsaustausch, höchste Konzentration und viel Telefonarbeit. 

So entstanden zum Beispiel die sehr großen runden Arbeitsinseln für acht Personen. Hier kann man sich schnell, aber auf Augenhöhe austauschen. Zudem haben wir viele Rückzugsbereiche für heikle Telefonate oder kurze Erholungsphasen gestaltet. Es wurden Schallschutzvorhäge aufgehängt, mit denen sich unzählige verschiedene Raumkonfigurationen schaffen lassen. Wir haben Schaukeln eingebaut, damit man sich den Kopf frei machen kann, und Spiegel als raumvergrößernde Elemente installiert. Es stehen Rollhocker bereit, um zu kurzen Meetings zu rollen, und viele Pflanzen prägen die Bürolandschaft. So entsteht eine behagliche Atmosphäre.

Foto: Sara Sera
Grundriss (© LOVE architecture and urbanism)
Bauwerk
Riva Diva 
 
Standort
1010 Wien
 
Nutzung
Büro
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
CMTA – Bonds that match. 
 
Architektur
LOVE architecture and urbanism,  Graz und Berlin
Mark Jenewein, Stanislaus Haidacher und Beatrice Nanni.
 
Fertigstellung
2023
 
Fotos
Sara Sera

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