Villa Sternberg und die Gleichzeitigkeit von alt und neu

SWAP Architektur
21. Januar 2022
Foto: Hertha Hurnaus
Herr Falkner, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Für den Bauherrn und uns war sehr schnell klar, dass wir den Charakter des alten Hauses erhalten wollen und mit dem Bestand besonders sorgsam umgehen. Die Villa wurde 1910 von dem Grafen Sternberg errichtet und steht in einer Schutzzone. Bauliche Eingriffe wurden ausschließlich im Inneren vorgenommen, und das Gebäude wurde zum Garten hin geöffnet. Das Erscheinungsbild der straßenseitigen Fassade blieb erhalten. Durch das Zusammenlegen kleinteiliger Raumgruppen und die Öffnungen zum Garten sowie zum ausgebauten Dachraum ist eine unerwartete räumliche Großzügigkeit entstanden.

Foto: Hertha Hurnaus
Foto: Hertha Hurnaus
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Der Austausch und die Zusammenarbeit mit dem Bauherrn waren bei diesem Projekt besonders intensiv. Die Planung wurde während des Bauprozesses mehrmals evaluiert und neuen räumlichen Erkenntnissen angepasst. Ausführungsdetails, beispielsweise hinsichtlich der Kippstiege oder der hydraulischen Tische, wurden gemeinsam mit der Bauherrschaft und den ausführenden Firmen speziell für den Ort entwickelt.  

Foto: Hertha Hurnaus
GIF mit Fotos von Hertha Hurnaus
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Einer unserer Büro-Slogans lautet »Architektur in allen Dimensionen«. Auch wenn der Fokus unseres Büros nicht unbedingt auf der Revitalisierung von Altbauten liegt, stellen wir uns gerne neuen Herausforderungen. Mit der Offenheit und Experimentierfreudigkeit der Bauherrschaft war die Planung und Umsetzung dieses Projekts eine ganz besondere Freude.

Zuletzt wurde das Haus mit dem Niederösterreichischen Holzbaupreis 2021 ausgezeichnet. 

Foto: Hertha Hurnaus
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Nachhaltigkeit und ein ressourcenschonender Umgang bei der Wahl der Baumaterialien waren wesentliche Projektziele. Die alte Ölheizung wurde durch einen Fernwärmeanschluss ersetzt. Für eine zukünftige Grauwassernutzung oder eine biologische Kläranlage für das Schwimmbad ist technisch bereits alles vorbereitet. 

Foto: Hertha Hurnaus
Foto: Hertha Hurnaus
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Es war unser Ziel, den Umbau so ressourcenschonend und nachhaltig wie möglich abzuwickeln. Zum Beispiel wurden die alten Parkettböden im Erdgeschoss nach Herstellung der Fußbodenheizung wieder eingebaut. Die spektakuläre Dachkonstruktion wurde durch eine Galerie ergänzt, mit der sägerauen Verkleidung aus Lärchenholz wurde der Charakter des Raumes unterstrichen und über Dachflächenfenster ein Dialog zum Außenraum hergestellt. Wir haben auf Holzoberflächen, Glas und mineralische Bodenbeschichtungen gesetzt und beziehen uns damit auch auf die historische Bausubstanz.

Foto: Hertha Hurnaus
Bauwerk
Villa Sternberg
 
Standort
Klosterneuburg
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
SWAP Architektur, Wien
Projektleitung: Florian Baier
 
Fachplaner
Gartengestaltung: Atelier Auböck + Karasz, Wien
 
Bauleitung
Ing. Johann Schania, St. Pölten
 
Jahr der Fertigstellung
2020
 
Gebäudevolumen
882 m3
 
Energiestandard
D (Umbau!)
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer 
Baumeister und Holzbaumeister: Schania Bau, St. Pölten
Bauphysik: IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH, Wien
Statik: Fröhlich und Locher und Partner ZT GesmbH, Wien
Dachdeckerei und Spenglerei: Gerhard Hohl GmbH, Wien
Metallbau/Schlosser: Bruckschwaiger GmbH, Langenzersdorf
Elektriker: Elektro Weissberg, Wien
HKLS: GEFI-Installationen, Wien
Schwimmbad: Desina Poolbau, Klosterneuburg
 
Auszeichnung
Niederösterreichischer Holzbaupreis 2021
 
Fotos
Hertha Hurnaus

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