Wie ist die Schule am Wiener Kinkplatz zu retten?

Manuel Pestalozzi
3. Februar 2022
Seit 2017 steht die Schule leer. Ihr baukultureller Wert ist anerkannt. (Foto: Manfred Seidl, Büro Richter)

 

Die Informatik-Mittelschule am Wiener Kinkplatz wurde 1994 nach einem Entwurf von Helmut Richter (1941–2014) gebaut. 1995 wurde die Anlage mit dem Österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Das besondere Merkmal der Schule sind ihre Vorbauten mit Schrägdächern aus bläulich schimmerndem Glas, die an Wintergärten erinnern. Das Projekt zeigt beispielhaft Richters Interesse an technologisch fortschrittlichen Bauten und auch seine Kompromisslosigkeit als Gestalter.

Aber seit 2017 steht das bemerkenswerte Gebäude leer. Bald nach der Inbetriebnahme schon wurde Kritik wegen Baumängeln laut. Zu Klagen Anlass gaben etwa das undichte Dach der Turnhalle und die große Hitze, die durch das Glasdach während der Sommermonate im Gebäude entsteht. Gemäß einer Dokumentation des Architekturzentrums Wien (Az W) liegt ein Grund für die Malaise darin, dass bei der Realisierung einige von Richters innovativen technischen Lösungen aus Kostengründen nicht umgesetzt wurden. So zum Beispiel die geplante Photovoltaikanlage auf den beiden großen Glasdächern, die zum einen Energie erzeugen sollte, zum anderen aber auch die Hallen darunter verschattet hätte.

 

Foto: Gugerell via Wikimedia Commons, CC0 1.0
Was soll aus dem Baudenkmal werden?

Nach etwas mehr als zwei Jahrzehnten Betrieb schließlich bezog die Schule in der Nähe ein provisorisches Ausweichquartier. 2019 entschied die Stadt, dass sie nicht mehr zurückkehren wird. Die veranschlagten Sanierungskosten von 55 Millionen Euro waren ihr zu hoch. Das Gebäude soll aber bestehen bleiben, denn sein baukultureller Wert ist anerkannt. Wie also weiter? Darüber diskutierte am 26. Jänner ein interessiertes Publikum im Az W. Architektin Silja Tillner stellte ein Sanierungsprojekt für das Gebäude vor. Auf der Website ihres Büros Tillner & Willinger wird es als »Demonstrationsprojekt« präsentiert, das im Rahmen einer Forschungsarbeit über den Erhalt baukulturell wertvoller Bauwerke bearbeitet wird. 

An der anschließenden Podiumsdiskussion beteiligte sich auch Bernhard Jarolim, der neue Wiener Stadtbaudirektor. Er ist optimistisch, dass die Schule erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt werden kann. Plädierte wurde unterdessen auch für eine vollständige Sanierung und die Unterschutzstellung durch das Denkmalamt. Es wäre nun wünschenswert, zügig konkrete Schritt zum Erhalt des Gebäudes einzuleiten. Zu ihnen sollte auch eine sinnvolle Zwischennutzung gehören.

Andere Artikel in dieser Kategorie