Österreich präsentiert sich mit Musik und einer rezyklierbaren Holzkonstruktion

Ulf Meyer
30. Juni 2023
Visualisierung: © BWM Designers & Architects

Die Expo des Jahres 1970 in Osaka ist in die Architekturgeschichte eingegangen: Sie markierte den Höhepunkt des Metabolismus. An diesen Erfolg möchte man in Japans zweitgrößter Metropole nun anknüpfen, wenn vom 13. April bis 13. Oktober 2025 dort erneut eine Weltausstellung stattfindet. Den österreichischen Pavillon wird das Wiener Büro BWM Designers & Architects gestalten. Das Team hat den Realisierungswettbewerb für das Bauwerk zusammen mit dem Büro facts and fiction aus Berlin gewonnen. 

Klassische Musik – ein Erfolgsgarant in Japan

Ihr Pavillon interpretiert »Designing Future Society for Our Lives«, das Motto der Expo 2025, musikalisch. Unter dem Projekttitel »Austria. Composing the Future« richtet sich der Entwurf an den Erwartungen der Gäste aus, die vermutlich überwiegend aus Japan selbst kommen werden. Die Idee, Österreich als Land der klassischen Musik vorzustellen, ist zwar nicht unbedingt sehr originell, dürfte im Land der aufgehenden Sonne aber ein Erfolgsgarant sein: Japan ist aktuell verrückt nach Orchestermusik. Der Beitrag nimmt dies allerdings vor allem zum Ausgangspunkt: Die Ausstellungsgestaltung wird die Gäste chronologisch aus der »Vergangenheit in die Zukunft« und vom »Bekannten ins Unbekannte« führen, wie die Gestalter*innen bereits verraten haben.

Visualisierung: © BWM Designers & Architects
Eine Spirale aus Holz

Architektonisch betrachtet sei der spiralförmige Pavillon einem Notenband nachempfunden, das aus verschraubten Holzlamellen besteht, erklärt der Projektarchitekt Johann Moser von BWM. Die Spirale soll die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Japan widerspiegeln: Holz gehört zu den wichtigsten Exportgütern, die nach Japan verkauft werden. Die Konstruktion wird demontierbar sein und kann anderenorts wieder zusammensetzen werden. Nach der Expo sollen die Bauteile bei Projekten in Österreich wiederverwertet werden, so die Architekten. Das Traggerüst hingegen wird in Japan angemietet. 

An einem mobilen Verkaufsstand auf dem Vorplatz werden Buchteln oder Kaiserschmarrn angeboten. Während die Besucher*innen auf ihr Essen warten, sollen sie sich Exponate in Form von Notenzeichen ansehen können. Eine Bar im zweiten Stock wird mit Blick auf die Bucht vor Osaka eingerichtet. Die Ausstellungshalle selbst derweil ist in drei Räume gegliedert. In den oberen Stockwerken sind Büros und ein Veranstaltungsraum vorgesehen.

Zur Schau im Pavillon heißt es, die Besucher*innen würden anhand von Menschen und Ideen die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft und Gesellschaft erleben. Höhepunkt der Ausstellung ist der letzte Raum – der sogenannte »Dom der Zukunft«. Dort setzen sich die Gäste mit der Zukunft auseinander und können Inhalte der Ausstellung mitgestalten: Sie wählen Werte und Themen, die ihnen für die Gestaltung der Zukunft wichtig sind, und beeinflussen so die Bild- und Klangwelt im Raum. 

Anknüpfungspunkte in der Vergangenheit

Auf der legendären Expo von 1970 stand das Thema Musik ebenfalls im Zentrum eines Beitrags: Das Konzept einer sphärischen Konzerthalle des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen hatte der Architekt Fritz Bornemann für den Pavillon der Bundesrepublik aufgegriffen: 50 Lautsprecher, die in sieben Ringen arrangiert wurden, konnten ein Klangbild erzeugen. Gesteuert wurde diese Installation mithilfe eines Kontrollpaneels, das Forschende der TU Berlin eigens entwickelt hatten, oder über eine 10-Kanal-Rotation nach Stockhausen. Musiker spielten je ein 5-Stunden-Livekonzert an allen 183 Ausstellungstagen. Mehr als eine Million Menschen besuchten den deutschen Pavillon, um der Musik zu lauschten. Auch wenn in den 1970er-Jahren wohl noch weitaus mehr Aufwand für eine Weltausstellung betrieben wurde, als das heute der Fall ist, so kann der große Erfolg des bundesdeutschen Beitrags doch ein gutes Vorzeichen für den Österreich-Pavillon sein; er könnte ein echter Publikumsmagnet werden.

Unterdessen haben auch Deutschland und die Schweiz die Entwürfe für ihre Länderpavillons enthüllt. Die Bundesrepublik wird sich mit der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen. Die Schweiz wartet mit einer pneumatischen Konstruktion auf, die auf die Bauten der Expo von 1970 Bezug nimmt. Die ultraleichte Konstruktion des Architekten Manuel Herz wird nur rund 400 Kilogramm auf die Waage bringen und sich nach der Expo komplett recyceln lassen.

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